Weeze Niederrhein Flughafen

Die Idee, nach Venedig zu fliegen, stand eigentlich schon länger. Geboren dadurch, dass ich vor ein paar Jahren, in Las Vegas im Venetian Hotel, einen der Realität sehr nahen Nachbau, gewohnt habe. Ende Juli entdeckte ich im Internet, dass Ryanair ab Düsseldorf Weeze für 60 Euro pro Person nach Trevio bei Venedig fliegt. Das Thema Hotel war nicht ganz so einfach. Ab dem 1. September ist Hauptsaison in Venedig und entsprechend die Hotelpreise gesalzen. Als Faustregel galt, pro Stern 100 Euro Übernachtungskosten am Tag. Da es 4 Sterne schon seien sollten, pralle die Realität von 400 Euro, gegen meine Vernunft und Geldbörse. Das Ergebnis war, dass 8 km und 6 Minuten Zugfahrt entfernt, der industrielle Ort Mestre auf dem Festland gelegen, wo das Preisgefüge entschieden freundlicher ist. Resultat dessen waren das 4 Sterne Hotel Plaza, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof (wovon man im Zimmer nichts hört) vom Mestre, für 150 Euro die Nacht.

 
 

Soviel zur Vorbereitung. Freitag machten wir um 14 Uhr Feierabend und fuhren in einer Stunde von Herne aus staufrei (am Freitagnachmittag nicht unbedingt selbstverständlich) zum Flughafen Weeze im Kreis Kleve. Obwohl mitten auf dem Feld, waren dort Parkgebühren fällig. Entweder 14 Euro am Tag, wer mit den Beinen direkt in die Musik fahren muss, oder 8 Euro, wer es schafft, 3 Minuten spazieren zu gehen. Die Schlange am Check-In war lang, da nur zwei Schalter geöffnet waren. Nach 20 Minuten waren wir an der Reihe. Ryanair mag den Ruf haben, dass für jede Kotztüte extra bezahlt werden muss. By the way, ich fand gar keine im Sitz vor, weder auf dem Hin, noch auf dem Rückflug... Es bestätigte sich das auch, dass man für alles extra zahlen muss, als wir einen Koffer aufgeben wollten und die Dame dafür 12 Euro haben wollte. Ab Mai, wenn man vorher nicht bescheid gesagt habe (wenn doch, dann nur 6 Euro). Da ich das Geld behalten wollte, packte ich meine Laptoptasche in den Trolley und hatte fortan nichts aufzugeben.

  Ryanair Boeing 737-800
 
  In dem Billigflieger von Ryanair

Das Gewicht des Trolleys interessierte zum Glück nicht und alles wurde gut. Schnell noch was im Restaurant in der Abflughalle gegessen und auf zur Sicherheitskontrolle. Diese stand denen der großen Flughäfen, in Bezug auf die Gründlichkeit, in nichts nach. Noch 30 Minuten waren zu warten, bis das Boarden begann. Warum auch ewig, bekamen wir eine Karte für Priority Boarding, aber ich verbaselte, einer der ersten zu sein. Also stellen wir uns an der normalen Schlange an und liefen 50 Meter zu Fuß zum Flieger, einer Boeing 737-800. In der Kabine war ich erschrocken. Da ich schon mit einigen Airlines geflogen bin, aber noch nie eine so spartanische Ausstattung gesehen habe. Z. B. die Safety Cards. Diese waren in Form eines Aufklebers am Sitz des Vordermannes geklebt. Sitze ließen sich nicht zurückklappen usw.. Naja, für den Preis war nichts besonderes zu erwarten und für die Flugzeit von 1 Stunde und 10 Minuten, auch kein Problem. Die Flugstrecke gem. dem Flugkapitän, war über Düsseldorf nach Stuttgart, über den Bodensse, über die Alpen und schließlich über Bozen nach Treviso.

 
 
 

Leider war es auf der gesamten Flugstrecke bewölkt, sodass man nichts davon sehen konnte. Dafür war der Mariacron Sonnenuntergang in Reiseflughöhe, wie immer schön. Was ich auf dem Flug als besonders erwähnenswert empfand ist, dass bei Ryanair auf dem Flug Lose verkauft werden und man 1 Mio. Euro gewinnen kann, als auch Werbung an den Gepäckfächern im Flieger. Die Flugzeit von Düsseldorf nach Venedig betrug genau 1 Stunde und 10 Minuten. Nach einer unsanften Landung, einen Trompetentusch wegen Pünktlichkeit des Fliegers aus den Lautsprechern und einen kleinen Spaziergang über das Rollfeld, waren wir im Flughafengebäude. Wie zu Hause bereits informiert, fährt vor dem übersichtlichen Gebäude, die Busgesellschaft ATVO Eurobus Service – Ryanair für 5 Euro pro Weg oder 9 Euro Return, direkt nach Mestre und Venedig. Die Busfahrzeiten sind auf die Flugzeiten abgestimmt. Etwa 40 Minuten Fahrt, durch teilweise dichten Verkehr und wir wurden 100 vom Bahnhof entfernt, am Busterminal abgesetzt.

  Bootsfahrt auf dem Canale Grande am Folgetag
 
  Auf dem Canale Grande am Folgetag

Vorher fuhren wir bereits an unserem Hotel vorbei und wussten somit, wo wir hin mussten. Sowohl die Lobby, als auch die Zimmer des Plaza Hotels, waren ok. Natürlich war auf dem Fotos im Internet die Suite Fotografiert worden, sodass ich mit mehr als 20 m2 gerechnet habe. Die Koffer schnell abgelegt und obwohl bereits 21 Uhr, wollten wir noch auf die Insel Venedig. Nachdem wir endlich heraus gefunden hatten, wo man die Bahnfahrkarten erhält (in dem Kramladen, in dem auch Mc Doof ist), konnten wir in den Zug springen. Keine 8 Minuten und wir waren am endgültigen Ziel. Raus aus dem großen Bahnhofsgebäude und einen breiten Kanal nebst Brücke vor Augen. Genau, wie man sich Venedig vorstellt. Wir liefen die dem Canale Grande am Bahnhof folgende Rio Terra entlang. Mit mittlerweile hungrigen Magen, suchten wir uns eines der dort zahlreichen Lokale aller Preisklassen, um zu Abend zu essen. In einem SB Restaurant, mit großer Salatbar und vieler weiterer typisch italienischer Speisen, wurden wir fündig. Und das für unter 15 Euro.

 
 
 

So teuer, wie man immer sagt, ist Venedig gar nicht, wobei ich diesen Schluss nicht nur aufgrund des preiswerten Abendessens ziehe. Einfach den Markusplatz und die Rialtobrücke meiden (wo bei letzterer ein 0,33l Bier 9,60 Euro kosten sollte). Wir schlenderten die Straße weiter, welche nach dem Campo San Geremia zur Rio Terra San Leonardo wird und von einer Häuserreihe getrennt, immer dem Canale Grande folgt. Unterwegs eine Vielzahl auf mich historisch wirkender Gebäude, unterschiedlich aufwändig restauriert. Auf mich schien es, als sei ganz Venedig ein historisches Museum. Wir folgten der Straße, bis wir die Rialtobrücke erreichten. Zu unserer Verwunderung, waren zu jener späten Stunde nicht viele Touristen unterwegs und wenn, dann amerikanische Rücksack-Touristen im Teenageralter. Die Rialtobrücke, die in ihrer jetzigen Form, aus istrischen Marmor, im späten 16 Jahrhundert entstand und bis 1854 die einzige Brücke über den Canale Grande war, ist mit ihrer Breite von 22 Metern und Spannweite von 48 Metern ein großes, imposantes Bauwerk.

  Die Rialto Brücke bei Nacht
 
  Der Canale Grande von der Rialtobrücke aus bei Nacht

Sogar eine Vielzahl von Geschäften befindet sich darauf. Mittlerweile nach 22 Uhr, machten wir uns auf den Rückweg. Anstelle wieder den Bogen zu laufen, wollten wir uns auf dem direkten Weg zurück zum Bahnhof begeben. Wie wir feststellten, war das durch das Gewirr von Gassen gar nicht so einfach. Mehrfach landeten wir in einer Sackgasse, das bedeutet, dass die Straße an einem Kanal ihr Ende fand, wo eine Brücke zur Überquerung fehlte. Schlussendlich fanden wir den Weg und sahen durch Zufall, auf der Straße / an dem Kanal Fondamenta rio marin 821 eine kleine Studentenkneipe, mit dem Namen Ai Postali. Direkt an einem kleinen Kanal gelegen, ohne Durchgangverkehr und abseits der Touristenströme, mit Sitzgelegenheiten draußen, direkt am Kanal. Dort ließen wir uns auf zwei Bier / Wein nieder und genossen die mit ca. 15 Grad Celsius, noch angenehmen Temperaturen. Gegen Mitternacht machten wir uns endgültig auf den Rückweg. Durch verwinkelte Gassen, erreichten wir die Ponte Scalzi, jene Brücke, die direkt am Bahnhof über den Canale Grande führt.

 
 

Wie wir wussten, fährt um 0 Uhr der letzte Zug nach Mestre, sodass wir direkt zum Busbahnhof liefen, der keine 5 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt, an den Parkhäusern ist. Dort sahen wir wieder die ersten Autos. Schon ein komisches Gefühl, mir fiel gar nicht auf, dass jene in Venedig nicht mehr präsent sind. Das Publikum zur späten Stunde am Busbahnhof war eher zweifelhaft. Mit Nachfragen bei den Busfahrern, schafften wir es dann, den richtigen Bus zu erwischen, der ca. 10 Minuten länger als der Zug zum Bahnhof nach Mestre benötigt. Somit waren wir gegen 1 Uhr im Hotel und ein ereignisreicher Tag ging für uns zu Ende.

   
 
                                                                                                                
 
                                                                               Besucher seit dem 07.07.2003: