Der zweite Tag begann im 27. und obersten Stockwerk des Marriott Hotels in Kattowitz beim Frühstück mit 360 Grad Blick auf die Stadt. Wie schon am Vortag war das Wetter bestens und folglich sommerlich warm. Gegen 10 Uhr fuhren wir mit einem Uber-Taxi in etwa 20 Min. zum Nikiszowiec Historic Mining District, eine sehenswerte Bergarbeitersiedlung aus dunkelroten Backsteinen, mit sozialistischer Wohnarchitektur. Dort war Sonntagmorgen auch schwer was los, denn die dortige Kirche war gut besucht und ein Motorradclub frühstückte im Café auf dem zentralen Platz. Die Häuser sind auch heute noch alle bewohnt, trotzdem kamen wir uns vor wie im Museum.

 
 
 
 

Wir liefen einfach auf „gut Glück“ durch die Gassen und gelangten so plötzlich zu einer Eishockey-Halle. Von dem Platz gegenüber der Kirche fuhren wir mit Uber zurück zum Hotel (es dauerte 15 Min., bis unser Fahrzeug endlich kam), wo wir gegen 12 Uhr auscheckten. Aktuell nehmen es viele Hotel wegen der spärlichen Buchungslage mit dem frühen auschecken nicht so genau - danke. Mit unseren kleinen Handgepäcktaschen (Handgepäck-Koffer kosten ja bei Ryanair extra) liefen wir über den großen Platz Rynek w Katowicach zum Shopping-Center Galeria Katowicka. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Bahnhof waren aber alle Läden geschlossen (was wir nicht wirklich so erwartet hatten).

 
 
 
 

Dafür war aber auf dem großen Platz ein Kinderfest (Corona freut sich). Also machten wir noch einen kleinen Schlenker entlang der Fußgängerstraße Stawowa und wieder zurück zum Bahnhof. Dort warteten wir noch 30 Min. auf den Zug und als dieser auf dem angekündigten Gleis einfuhr machte uns das Bahnpersonal bei Vorlage unserer Fahrkarte mit Gesten klar (niemand sprach englisch), dass dies nicht der richtige Zug sei. Doro rannte schnell zur großen Anzeige in der Bahnhofsvorhalle und kehrte mit der Information zurück, dass kurzfristig das Gleis gewechselt wurde (und vermutlich auf Polnisch auch durchgesagt wurde). Der bestimmt zu 90% ausgelastete Zug fuhr um 13:20 Uhr mit geringfügiger Verspätung los und war mit einigen Stopps etwa 2 Std. bis Breslau unterwegs.

 
                                                                        

 

 
 
 

Vom Standard her wie ein deutscher IC (nicht ICE), fuhr jener mit max. 160 km/h durch die von Landwirtschaft geprägte Ebene in Schlesien. Leider war kein Speisewagen dabei… In Breslau angekommen, liefen wir noch 20 Min., vorbei an dem deutschen Konsulat, zum vorab gebuchten Radisson Blu Hotel, wo wir gegen 16 Uhr ankamen. Unser erster Weg führte durch einen kleinen Park hinter dem Hotel zum Ufer des Flusses Oder mit bestem Blick auf den Breslauer Dom. Dann weiter, vorbei an der Markthalle mit dem backsteinernden Uhrenturm in die Altstadt hinein. Schließlich vorbei an der Magdalenenkirche mit dem auffällig gemusterten Dach zum Großen Ring, der Haupt-Touristenattraktion in Breslau.

             
          
 
        
 
 

Hierbei handelt es sich um den sehr großen mittelalterlichen Marktplatz, umgeben von alten Gründerzeithäusern, dessen Fassaden durchweg wunderschön restauriert sind. Wie zu erwarten sind dort zahlreiche Restaurants, so auch das Hard Rock Cafe, wo ich mir das obligatorische T-Shirt abholte. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir das alte Rathaus im gotischen Stil aus dem 13. Jh. und das Hänsel und Gretel Haus am anderen Ende des Platzes. Dort entdeckten wir auch zum ersten Mal die Breslauer Zwerge, kleine etwa 30 cm hohe Zwerge aus Bronze, von denen über 600 verschiedene bei unterschiedlichen Handlungen (z.B. vor dem Konzerthaus musizierende) in der gesamten Stadt verteilt sind.

 
 
 
 

Dann nach dem Zufallsprinzip weiter durch die Gassen, sodass wir den Torbogen der Universität Breslau erreichten. Dann weiter zum Fluss Oder, an deren Ufer wir bis zur „quietschroten“ Sandbrücke entlangliefen. Über die Brücke gelangten wir auf die Sandinsel mit der Sandkirche. Dort suchten und fanden wir am Ufer eine Bank, von der aus wir uns das rege Treiben auf dem Wasser mit den zahlreichen Ausflugsbooten, wie auch entlang der Uferpromenade ansahen. Schließlich spazierten wir weiter über die Dom-Brücke auf die Dominsel mit (man ahnt es schon) dem Dom von Breslau. Neben dem Dom ist dort auch die Kreuz-Kirche und zahlreiche kirchliche Gebäude, Wohnhäuser und Klöster bis zur Bibliothek – wirklich schön dort.

 
 
 
 

Daraufhin machten wir einen Bogen über die Mühlenbrücke auf die Mühleninsel  und weiter über die Malowy-Brücke auf eine ganz kleine Insel mit nur einem Haus und über eine weitere Brücke auf die Insel Slodowa. Letztere schien mir ein kleines Naherholungsgebiet zu sein, denn zahlreiche Jugendliche saßen dort auf der Wiese oder auf Bänken mit einem (meist alkoholischen) Drink und genossen den Sonntagabend. Wie schon in Kattowitz erlebt, war auch in Breslau Corona Geschichte (zumindest benahm man sich so). Über zwei weitere kleine Fußgängerbrücken, über die Seitenarme der Oder, liefen wir schließlich wieder auf das altehrwürdige Universitätsgebäude zu und letztlich durch den Torbogen, womit wir wieder in der Altstadt waren und die Runde komplettiert war.

 
 
 
 

Entlang verschiedener Gassen durch die meist autofreie Altstadt, gelangten wir wieder zum Großen Ring, dem Marktplatz. Dort schauten wir uns die Restaurants an und erkannten schließlich eines gegenüber einem modernen Springbrunnen für gut, sodass wir dort einkehrten. Dort ließen wir es uns gutgehen und erfuhren im Gespräch mit dem Kellner, dass aktuell keine 10% der sonst üblichen Touristenmassen in der Stadt seien. Denn die ganzen Asiaten und Amerikaner fehlen komplett und auch die partyfreudigen Engländer dürfen aktuell nicht ins Land. Bei hochsommerlichen Temperaturen ließen wir dort den Abend ausklingen und liefen schließlich gegen 21.30 Uhr zurück zu unserem Hotel.

 
 

       

         

                                                                                                                                                            

 
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