Da um 9 Uhr Abfahrt für die im Reisepreis enthaltene Stadtrundfahrt war, waren wir schon um 8 Uhr beim Frühstück. Obwohl das Hotel Duo ein tschechisches Viersternehotel ist, war das Essen ausgesprochen gut. Ich habe in höherklassifizierten Hotels schon schlimmeres erlebt. Wieder erwarten waren alle 50 Reisegäste um 9 Uhr am Bus, sodass es pünktlich losging. Am Hotel stieg noch eine Reiseleiterin zu, welche bereits auf dem Weg in perfektem deutsch mit schlesischen Dialekt Erklärungen abgab. Unser Ziel war die auf einem 70 Meter hohen Hügel gelegene, über 1000 Jahre alte Prager Burg, der Hradschin. Wir begannen unseren Rundgang auf dem alten Burghof, vor dem nach Schloss Windsor Vorbild stündlich eine Wachablösung zu sehen ist (um 12 Uhr gibt es eine große Wachablösung). Die beiden Wachen vor dem Tor stehen wie angewurzelt und zucken nichtmals mit dem kleinen Finger, wenn sich Touristen neben ihnen stellen und fotografieren lassen.

 
 
                                

Wahrscheinlich sind sie auf ebenso vielen Fotos, wie die Mitglieder der englischen Königsfamilie zusammen. Wir durchschritten das Matthias Tor (vor welchem die Wachen stehen), um in den Innenhof zu gelangen. Das Gebäude drum herum ist gleichzeitig Sitz des tschechischen Staatspräsidenten Václav Klaus, welcher zur Zeit unseres Besuches auch im Lade war, was durch die tschechische Flagge zum Ausdruck gebracht wird, welche vorm Gebäude im leichten Schneetreiben wehte. Über den Innenhof gelangten wir durch einen Durchgang zum zweiten Burghof und der Heilig Kreuz-Kapelle. Den Erzählungen unserer Reiseführerin (klassisch mit einem roten Schirm, den sie immer hochhielt) folgten wir selten, da der Hradschin wohl der kälteste und zugigste Ort in ganz Prag ist und wir mit Bewegung (nein, nicht diese, sondern auf uns ab zu gehen) beschäftigt waren, um nicht vollends einzufrieren. Im weiteren Verlauf kamen wir über vorbei an der Burggalerie zum dritten Burghof und dem sich dort befindlichen Veitsdom. Gebaut im gotischen Stil von 1344 bis 1929, also 585 Jahre. Da sag noch mal einer, die Tschechen sind gute und vorallendingen schnelle Arbeitskräfte.... Im Veitsdom wurden Könige gekrönt und böhmische Herrscher sind dort begraben. Von innen ist der riesige Bau für mich als Banause anzusehen wie jede andere Kirche, lediglich auffallend groß ist sie.

 
 

Achja, innen fotografieren kostet extra und für jene wie ich, die vergessen, sich dafür ein Ticket zu kaufen gibt es reichlich Aufpasser, die einen daran auch erinnern. Am besten grönländisch in dem Moment sprechen....  Weiter ging es vorbei an der St.-Georgs-Basilika, dem St.-Georgs-Kloster, dem Alten Königspalast  und der Nationalgalerie zum Goldenen Gässchen (2 Euro Eintritt). Wie der Name schon sagt, eine schmale Gasse, in welcher kleine, bunte Häuser aus dem 17 Jahrhundert stehen, welche einst den Bediensteten der Burg als Wohnraum dienten. In der nachfolgenden Zeit lebten dort Künstler (u. a. Franz Kafka). Aktuell sind dort aber ausschließlich Souvenirgeschäfte, welche Handarbeiten aller Art verkaufen. Ich fand sie nicht unbedingt sehenswert. Wir verließen die Burgfestung in Richtung Karlsbrücke und machten noch einen kleinen Fotostop an einer Stelle, wo man einen guter Überblick über Prag hatte. Nun ging es über Stufen herunter zur Moldau und kamen unterhalb der Karlsbrücke aus. Dort waren noch die Hochwassermarken zu sehen, welche anzeigten, wie hoch das Wasser 2002 stand. Da wird wohl auch so mancher im ersten Stockwerk noch nasse Füße bekommen haben. Über die Karlsbrücke (wo gegen 12 Uhr sehr viele Leute waren – gar kein Vergleich zum Vorabend) liefen wir zum Altstädter Ring.

 
 
                                
 
             
 
                                

Dieser ist sowohl für Prager, als auch für Touristen ein beliebter Treffpunkt zum Flanieren oder Beobachten vorgenannter in einem der unzähligen Straßencafes, mit wunderschön restaurierten Häuserfassaden. Desweitern ist der sich dort befindliche riesige Platz mit dem Jan Hus Denkmal auch das historische Zentrum von Prag, wo unter anderem 1621 die Hinrichtung von aufständischen Protestanten stattfand. Dort befindet sich auch das Altstädter Rathaus mit seiner berühmten astronomischen Uhr. Mittlerweile 3 Uhr, trennten wir uns von der Gruppe, da wir fast starr vor Kälte, nicht noch 20 Minuten laufen wollten, um dann mit allen in einem Brauereirestaurant zu essen. Wir suchten uns in einer Seitenstraße ein Restaurant, wo es tschechische Hausmannskost gab und wir für knapp 20 Euro mit Getränken beide satt wurden. Wieder aufgewärmt, ging es nun zum Shopping. Das Kulturprogramm war für beendet erklärt.

 
 

In der Altstadt fanden wir zuerst einen kleinen Flohmarkt (für mich mit dem Hintergrund, dass nächsten Tag der ½-jährige Hochzeitstag war und ich noch nichts hatte), der aber wie schon im Goldenen Gässchen, nur böhmische Handwerkskunst anbot. Wir liefen weiter über das untere Ende des Wenzelsplatz zur Nationalstraße, wo nun die kleinen Boutiquen entgegen des Vorabends geöffnet waren. Das nutzte Susanne auch gleich, obwohl schlussendlich erfolglos. Dann entdeckten wir das Kaufhaus Tesco, ein 6-stöckiger Konsumtempel. Mein Eindruck war, dass dieses zu Zeiten des Sozialismus, das staatliche Kaufhaus war, ähnlich wie das GUM in Moskau. Dort verbrachten wir sicherlich eine Stunde und fanden sowohl eine große Reisetasche (für den Australien Urlaub), als auch für mich vier Dosen unterschiedlicher Marken tschechisches Bier (als Männersouvenir).

 
 
     
                               Anschließend setzten wir den Shoppingbummel durch die Seitenstraßen der Nationalstraße fort, was für Susanne aber auch nicht den gewünschten Erfolg eines neuen Kleindungsstücks mit sich brachte. Gegen 17 Uhr entschieden wir uns, mit  U-Bahn und Bus zurück zum Hotel zu fahren, da wir schließlich schon über acht Stunden auf den Beinen waren. Um 18.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur überdachten und beheizten Tesco Shopping Mall, mit über 140 Geschäften auf der grünen Wiese im Norden von Prag. Ein kostenloser Shuttlebus brachte uns dorthin. Hier konnte das stöbern in Modegeschäften seine Fortsetzung erfahren. Nach zwei Stunden war Susanne fertig und es konnte endlich in eine typisch tschechische Bierkneipe im Altstädter Ring gehen. Mit dem kostenlosen Bus zur U-Bahnstation Vládi und von dort wieder zum Wenzelsplatz. Nach kurzem Suchen fanden wir auch was nettes, eine einfache Kneipe mit reichlich jungen Leuten.
 

Zwei Bier bzw. 40 Minuten später, machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Mittlerweile schneite es draußen ganz kräftig, was uns aber in der U-Bahn nichts ausmachte. Lediglich als wir an der Haltestelle 20 Minuten auf den Bus warten mussten, wurde es ausgesprochen ungemütlich. Gegen 22.30 Uhr waren wir wieder im Hotel und damit war auch unser Prag Besichtigungsprogramm beendet, da am Folgetag die Rückfahrt schon morgens begann.

 
                                                                                                                                           
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