Mittwoch, 23.11.2005,  Rom

 
     
 
Tag 1:

Hinflug - Kollosseum - Palatin - Forum Romanum - Palazzo Venezia - Trevibrunnen

 

Petersplatz um 10 Uhr - Generalaudienz beim Papst

Um 9 Uhr hatten wir unser nicht wirklich nahrhaftes Frühstück hinter uns gebracht und machten uns auf den Weg zum Vatikanstaat. Direkt vor unserer Pension, befindet sich der Eingang zu einer der beiden U-Bahnlinien Roms. Weitere Linien zu buddeln, hätte wohl zwangsläufig zur Folge gehabt, auf historische Gemäuer zu stoßen... Der Fahrkartenautomat hatte ein Menü in deutscher Sprache, was die alles sehr vereinfachte, sodass wir für 1 Euro von der Station Vitorio Emanuele nach Ottaviano-S. Pietro ein Ticket kauften. Am Bahnsteig kamen wir uns vor, wie man es im Fernsehen aus Tokio sieht. Eine Menschenmenge, die unmöglich in einen Zug passen kann. Zudem war der erste Zug der einfuhr schon derart voll, dass selbst unter großem Gequetschte nur 1/3 der Leute hineinpasste. Wir leider nicht. Beim zweiten Zug, der 3 Minuten später folgte, war die Situation ähnlich, nur dass wir diesmal hineinpassten. Die rechte Hand hatte ich an meiner Geldbörse in der Jeans vorne und die Linke in der Jackentasche, welche die Digitalkamera umklammerte.

 

Tag 2:

Spanische Treppe - Piazza del Popolo -  Panteon - Piazza Nanova Engelsburg - Vatikan

 

Wer sich nun wundert, dass ich mich nicht festhalten brauchte, der Zug war so voll, dass das nicht nötig war. In jedem Reiseführer steht, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln Taschendiebe ihr Unwesen treiben. Auch wenn man es merkt, man kann es trotzdem kaum verhindern, da man sich nicht bewegen, bzw. reagieren kann. Selbst an der Termini - Station, dem Hauptbahnhof, wurde die U-Bahn nicht leerer, aber an der Station, wo wir die Bahn nach 10 Minuten Fahrzeit verließen, stiegen fast alle aus. Die gesamte Menschenmenge setzte sich über die Via Ottavia zum Petersplatz in Bewegung, wo jeden Mittwoch die Papst - Generalaudienz stattfindet. Auf dem Platz durch die Sicherheitskontrollen, welche auch an diesem Tag nicht sonderlich genauer waren (zumindest wurden diesmal Taschen und Rücksäcke durchleuchtet). Durch die zweite Kontrolle (Zugangskontrolle, wo wir die Eintrittskarte vom Pilgerzentrum vorzeigen mussten – nicht Sicherheitskontrolle) kamen wir beim ersten Versuch nicht, da uns ein Soldat der Schweizer Garde mitteilte, dass der vordere Bereich, wo hunderte Stühle aufgebaut waren, schon belegt sei.

  Papst Benedikt XVI im Papamobil
 
Tag 3:

Papstaudienz - Petersplatz - Petersdom

 

Heilige Messe von Papst Benedikt XVI

Als sich der Soldat (der als Schweizer weder Deutsch noch Englisch sprach) uns den Rücken zuwendete, gab ich Susanne einen Schubs und sie war unbemerkt durch. Leider drehte er sich wieder um und ich schaffte es nicht unbemerkt. Wir überzeugten ihn dann, dass unsere Gruppe schon hinter der Kontrolle sei und wir da nun auch hin müssten. Das sah er ein und wir fanden zwei freie Stühle in der vierten Reihe nebeneinander. Eigentlich war noch einiges frei, ich schätze mal 5%. Mittlerweile schon 10 Uhr, saßen und frohren wir auf der Südseite des Petersplatzes, wo es wegen des Schattens kaum wärmer als 8 Grad Celsius war. Ein älteres Ehepaar vor uns, sie Deutsche, er Italiener, welche im Süden Italiens leben, erzählten uns, dass sie dort schon seit 7 Uhr warten würden. Wir hatten zugegeben mehr Glück als Verstand, einen solchen Platz ergattert zu haben. Geschätzte 5.000 Leute waren auf dem Platz und es herrschte eine angenehme Stimmung.

Tag 4:

Vatikanisches Museum - Sixtinische Kapelle -  Piazza del Popolo- Mund der Wahrheit - Tiberinsel - Kapitolshügel - Bahnhof Termini

Die Meinige war etwas gedämpft, da vor uns Hardcorechristen ein Transparent hochhielten, womit sie ihre Zustimmung der Kirche bekundeten, Abtreibung und Verhütung grundsätzlich abzulehnen. Auch eine Bayernfahne (nicht die vom Fußballverein, sondern jene mit weiß / blauen Karos) mittels einer Gehhilfe hochzuhalten, fand ich unpassend. Um genau 10:30 Uhr kam der heilige Vater Papst Benedikt XVI, stehend im Papamobil bei Schrittgeschwindigkeit, vom Gang links neben dem Petersdom angefahren. Entgegen den bei Johannes Paul II gesehenen Bildern im Fernsehen, war die Stelle im Fahrzeug, wo der Papst, sitzt nicht verglast. Um Benedikt XVI herum liefen mehrere Sicherheitsleute mit Knopf im Ohr, welche auch an neuralgischen Punkten, sowie auf den Kolonnaden wachten. Die Menge jubelte und der Papst ließ sich durch die durch Absperrungen freigehaltenen Korridore in der Menschenmenge fahren und schüttelte dabei unzählige Hände. Nach zehn Minuten war die Extratour beendet.

  Die Kardinäle empfangen die hl. Kommunion vom Papst
 
                                  
 
Tag 5:

Villa Borghese - Bahnhof Termini

Ansprache des Papstes auf Grossleinwand übertragen

Das Fahrzeug fuhr über die Treppen (wo in der Mitte nachträglich Beton eingelassen wurde, sodass daraus eine Auffahrt wurde) hinauf zum Eingang des Petersdom, wo ein Prunkvoller Sessel unten einem Baldachin Überdachung stand. Etwa 15 Meter zu seiner Rechten, waren quer angeordnete Sitzreihen, für die reichlich anwesenden Kardinäle und weitere Ehrengäste. Ebenso zu seiner Linken, wo kleine brasilianische Flaggen geschwenkt wurden. Ein anderer Geistlicher begrüßte, aus einer Mappe vorlesend, einen Meter neben dem Papst stehend, italienische Gästegruppen in ebensolcher Sprache. Kaum war der Name verlesen, schon gab es aus einer Ecke der Menschenmenge großen Jubel. Das war der Moment, wo Susanne es mit der Angst zu tun bekam. Schließlich hatten wir uns beim Pilgerzentrum vorher anmelden müssen, auch wenn wir nur eine Zweipersonengruppe waren. Ich bekam die Order: „Lass Dir nichts anmerken!“ Das Verlesen dauerte 15 Minuten, woran der Papst im Anschluss eine ähnlich lange Ansprache, in Verbindung mit einem kleinen Gebet hielt.

 
Tag 6:

Rückflug - Flughafen Ciampio - Hannover - Herne

Gleiches wiederholte sich danach in der englischen Sprache. Hier wurde uns erst mal bewusst, wo die ganzen Gruppen her waren. Australien, etwa 15 Bundesstaaten der USA, Philippinen, Südafrika, Brasilien, Chile,...... Danach ebenfalls Ansprache und Gebet in Englisch und schlussendlich das Ganze in deutscher Sprache. Hörte sich schon komisch an, ein bayrisch sprechender Papst. Auch die Ansprache in Englisch war sehr stark bayrisch... Unsere Kleinstgruppe wurde aber nicht erwähnt, wahrscheinlich erst ab 50 Teilnehmern. Verlesen, bzw. begrüßt wurden die Gruppen jeweils durch einen Muttersprachler. Fast 90% der Teilnehmer deutschen waren aus Bayern und der Jubel entsprechend groß. Nach einer Stunde war die Audienz abgeschlossen und die Kardinäle empfingen die hl. Kommunion vom Papst. Danach kamen die Ehrengäste und daraufhin die Rollstuhlfahrer einzeln dran. Dieses dauerte noch mal 30 Minuten, während die meisten der 5.000 Teilnehmer den Petersplatz verließen.

  Nahnaufname Papst Benedikt XVI
 
  Petersdom Mittelschiff innen

Dieses nutzen wir, um in die erste Reihe vorzukommen, denn durch die meiner Meinung nach unverständlichen Aufbruchsstimmung, saß eh niemand mehr. So standen wir direkt hinter der Absperrung und der Papst fuhr mit seinem Papamobil die Treppen herunter, bog links ab und genau auf uns zu. Wie viele andere, streckten auch wir unsere Hände aus, da Benedikt XVI sehr langsam an der Menge vorbeifuhr und viele Hände schüttelte. Wir hatten das unbeschreiblich große Glück, dass der Führer der katholischen Kirche auch unsere Hand schüttelte. Zuerst Susanne´s Rechte und direkt danach meine linke Hand. Ist zwar nur eine Handberührung, aber von einem Mann, bei dem es aufgrund seiner Position jetzt schon klar ist, dass er in die Geschichtsbücher eingeht, ein ergreifender Moment. Seine Hände waren aufgrund der Temperaturen ebenso kalt wie meine und sehr weich. Danach verließen wir den Petersplatz, gingen über die Via Leone IV und entdeckten ein Mc Donalds Schild. Aber 400 Meter wie angekündigt waren es nicht, sondern eher 1,5 km, die wir über die Via delle Giuliana zurücklegten. An der Cita Giudiziaria befindet sich das etwas andere Restaurant in Gebäudeunion mit einem Supermarkt. Wir liefen gesättigt wieder zurück zum Petersplatz und stellten uns an der 300 Meter langen Schlange an, um in den Petersdom zu gelangen. Nach 20 Minuten Wartezeit waren wir bereits drin. Der Legende nach soll Petrus an der Stelle, wo nun der Petersdom steht, gekreuzigt worden sein. 328 n. Chr. wurde die Basilika geweiht und in 120 Jahren von 1508 bis 1828 zum heutigen Petersdom erweitert.

 
                                  
 
 

Am Bau waren bedeutende Künstler wie Michelangelo, Bernini und Bramante beteiligt. Die mit 71 Meter Länge und 14 Meter Breite riesige Eingangshalle, wo das von Bernini geschaffene Reiterstandbild Kaiser Konstantins steht, betraten wir zuerst. Danach gingen wir zum Mittelschiff. In kurzen Worten: Einfach imposant. 212 Meter lang, 138 Meter breit und bis zu 133 Meter hoch bietet er Platz für ca. 60.000 Menschen. Gar nicht zu reden von der verschwenderischen Inneneinrichtung. Der 29 Meter hohe Papstaltar (insgesamt befinden sich 48 Altäre im Petersdom) sowohl der Mittelpunkt, als auch Blickfang der Kirche, sprengte alles bisher in Kirchen gesehene. Reichlich mit Gold verziert und mit vier kunstvoll geschnitzten Holzpfeilern, welche den Baldachin halten. Darunter soll Petrus begraben sein. Direkt daneben bestaunten wir die Statue des sitzenden Petrus, dessen durch das Anfassen bereits blanken Fuß auch wir berührten. In den Seitenschiffen des Doms schienen regelrechte Nebenkirchen zu existieren. Zumindest war die Anzahl der Bänke einer kleinen Dorfkirche ebenbürtig.

  Einer der 48 Altäre in den unzähligen Nebenschiffen im Petersdom
 
  ...weiteres Foto aus dem Petersdom von innen...

Im Petersdom herrschte aufgrund der Menschenmenge, nicht unbedingt eine andächtige Stimmung. Es war nicht laut , trotz der vielen Führungen in den unterschiedlichsten Sprachen, aber mit Besinnlichkeit hatte das nichts zu tun. Ein stark frequentierter Touristenmagnet halt. Nach einer Stunde Besichtigung liefen wir zurück zur Eingangshalle, von wo aus rechts ein Weg sowohl zu den Vatikanischen Grotten, als auch zum Aufgang, bzw. Aufzug zum Aussichtspunkt auf der Kuppel des Petersdoms führt. Wir entschieden uns zuerst für die Kuppel, da es bereits 15 Uhr war und es im November nicht ewig hell ist. Es besteht die Möglichkeit, die 537 Stufen für 4 Euro Eintritt  ganz zu laufen oder einen Teil mit dem Aufzug zu fahren und so auf 330 Stufen zu verkürzen (7 Euro). Da wir zwei Tage zuvor eh schon Geld in den Trevibrunnen weggeworfen hatten, kam es auf die 3 Euro auch nicht mehr an. Also zuerst per Aufzug in geschätzte 50 Meter Höhe, wo wir zu einer Kuppel gelangten, welche wir unten in der Kirche stehend, aufgrund der Höhe schon bestaunten.

 
 

Nun standen wir oben auf einer Art umkreisenden, begehbaren Außenring und sahen die Bänke, Statuen und Besucher aus 50 Metern Höhe. Weiter ging es zum höchsten Punkt des Petersdoms. Über eine schmale und steile Treppe (für stark übergewichtige absolut ungeeignet), erreichten wir die 130 Meter hohe Aussichtsplattform. Wie auf fast allen hohen Gebäuden, war die Aussicht klasse. Die Häuser unten wirkten klein und das zugebaute Chaos Roms wurde ersichtlich. Besonders interessant fand ich den Blick über den Vatikanstaat. Penibel gepflegte Gärten, einige Gebäude und besonders auffallen, die riesigen Antennen von Radio Vatikan. Ebenfalls imposant wirkten die großen zusammenhängenden Gebäudekomplexe des Vatikanischen Museums und der päpstlichen Wohnräume . Absolut lohnenswert der Besuch – wo sonst sieht man das Gebiet eines ganzen Staates von einem Punkt aus? Nach 30 Minuten liefen wir wieder herunter und entdeckten auf der Halbstation (wo der Aufzug beginnt, bzw. endet), dass man auf dem Kirchendach herumlaufen kann.

  Blick auf den Petersplatz oben vom Petersdom
 
  Blick oben vom Petersdom auf den Vatikanstaat

Susanne entdeckte dort ein Souvenirgeschäft in welchem es auch nichts anderes gab, als in den von den Asiaten geführten Läden auf der Via della Conciliazione. Nachdem von uns dort mit Souvenirs eindeckten und wieder ganz unten waren, gingen wir in die Vatikanischen Grotten. Dort sollen alle 165 Päpste begraben sein. Es waren auch reichlich Grabsteine vorhanden, aber großes Gedränge war vor dem von Papst Johannes Paul II. Leute knieten davor und sprachen Gebete. Auch lagen Fotos mit im Krankenhausbett liegenden Personen auf dem Grabstein. Durch die Grotte, von welchem für den gemeinen Besucher nicht zugängliche Gänge abzweigen (der eigentlich interessante Teil), waren wir in zehn Minuten und kamen auf dem Petersplatz aus.

 
 

Mittlerweile war es schon 17 Uhr und dunkel. Langsam machten wir uns zu Fuß auf den Heimweg und entdeckten unterwegs eher Zufällig eine Australische Kneipe / Restaurant mit dem Namen Bulldog. Dort gab es für 6,90 Euro ein reichliches all you can eat Buffet. Dabei noch ein kleines Pint Fosters Bier und der Abend war gerettet. Nahezu selbigen Weg wie am Vorabend, liefen wir zur Pension, wo wir durchgefroren (Tagestemperatur nur 10 Grad Celsius) und abgekämpft wegen der vielen zu Fuß zurückgelegten Kilometer gegen 20 Uhr ankamen.

 
Ein anderer Blickwinkel vom Petersom auf den Vatikenstaat
 
                                                                                                                                               
                                                                                                                    Besucher seit dem 07.07.2003: