Nach einem ausgiebigen Frühstück begannen wir einen kleinen Rundgang durch Odessa, gegen 10 Uhr bei schon rekordverdächtigen 30 Grad Celsius. Keine 200 Meter entfernt ist das Rathaus von Odessa, ein auffälliges, schneeweißes Gebäude mit zahlreichen Säulen. Wie schon am Vortag liefen wir wieder die Allee, den Prymorsʹkyy Bulʹvar entlang, vorbei an der Potemkinsche Treppe zum Vorontsov Palace. Letztgenannter war komplett von Bauzäunen umgeben, sodass wir uns als Plan B die Kolonnade ansahen. Von dort hat man ebenfalls einen guten Blick aus erhöhter Position auf das Schwarze Meer, leider aber wieder auf den Industriehafen mit einer großen Hängebrücke davor.

 
 
 
 

Wir liefen noch ein paar Meter weiter zur Teschtschin (Schwiegermutter)-Brücke, eine Fußgängerbrücke. Von dort wieder zurück zum Hotel, wo wir unsere Koffer abholten und ein UBER-Taxi bestellten. Die Fahrt führte in ca. 40 Min. zum (Google) Punkt Two Columns, wo an einem großen Kreisverkehr die Sammelbusse zur ukrainisch / moldauischen Grenze abfahren. Dort stand auch schon ein Kleinbus mit dem Schild Кучурган, in den wir uns setzten. Ohne Klimaanlage bei 34 Grad Celsius nicht gerade angenehm, aber 10 Min. später ging es los. Über eine sehr unebene Straße, dessen Seiten so ausgefahren waren, dass der Asphalt senkrecht stand. Vorbei an endlosen Sonnenblumenfeldern (irgendwo muss das Sonnenblumenöl ja herkommen) erreichten wir nach 1 Std. Fahrt die Grenze.

 
 
 
 

Für die Busfahrt bezahlten wir 85 UAH = 2,65 EUR bei Ankunft beim Fahrer. Im Grenzhäuschen ließen wir uns auf ukrainischer Seite ausstempeln und liefen ca. 300 Meter durch Niemandsland und über eine Flussbrücke. Dann zum Grenzbeamten des (nicht anerkannten) Staates Transnistien, der unseren Pass kritisch beäugte und zum Telefon griff. Kurz darauf kam dann sein Chef, der ein paar Worte englisch sprach und den Grund unseres Besuches wissen wollte (Tourism). Daraufhin erhielten wir einen Zettel, der in den Pass gelegt wurde und waren eingereist. Gegenüber im Sheriff-Supermarkt tauschten wir in der Wechselstube EUR in transnistische Rubel (1 EUR = 18 RUB).

 
                                                                        

 

 
 
 

Dann kauften wir gegenüber an einem Schalter 2 Bustickets für die verbleibenden 30 Min. Fahrt nach Tiraspol. 15 Min. fuhr der Bus auch über eine alte DDR Straße mit den damals üblichen Platten immer parallel einer Bahnlinie entlang. Um 15 Uhr waren wir schließlich am Bahnhof von Tiraspol, von wo aus wir noch 20 Min. bei 34 Grad Celsius zum Hotel liefen. Der erste Eindruck von der Stadt war ok – wir fühlten uns sicher, es war auffallend sauber und alle Häuser waren alte UDSSR-Gebäude, welche (zumindest außen) noch nie renoviert wurden. Im Hotel Russia angekommen (die Eingangshalle wirkte wie ein DDR Inter-Hotel), mussten die 50 EUR für die Nächtigung bar bezahlt werden, Kartenzahlung war nicht möglich.

             
          
 
        
 
 

Unser erster Weg führte zu einem nahen Sheriff-Supermarkt, wo wir uns eine Kleinigkeit zum Mittagessen kauften. Der Supermarkt war modern eingerichtet und sogar Knorr-Tüten gab es dort. Die Firma Sheriff ist in Transnistien allgegenwärtig, Supermärkte, Tankstellen, Banken,… Vom Supermarkt liefen wir durch ein Wohngebiet (wo alte Frauen selbst angebautes Ost und Gemüse verkauften) zum Rathaus / House of Soviets. Ein schneeweißer Bau, sowjetische Architektur in ihrer ganzen Pracht, mit einer Lenin-Büste davor. Natürlich auf der Prachtstraße Strada 25 Octombrie, welcher wir nach Westen folgten. Vorbei an Bekleidungsgeschäften, vereinzelten Restaurants, irgendwelchen Behörden und zahlreichen Banken (wofür gibt es in einem so armen Land so viele Banken???).

 
 
 
 

Nach 1,5 km Fußweg erreichten wir das Tank Monument, ein "ruhmreicher" Panzer der hiesigen Armee mit der ewigen Flamme und direkt daneben die Kapelle Krieg und Frieden mit einem goldenen Dach. Auf der anderen Seite der enorm breiten Straße (dort finden die Paraden statt) ist mit dem Parlament ein weiterer beige, roter Soviet-Bau – natürlich wieder mit Lenin-Statue davor. Von dort liefen wir zu einem modernen Kaffeehaus (das erste Gebäude nicht im UDSSR Stil), wo wir aufgrund der hohen Temperaturen einen Drink-Stopp einlegten. Anschließend machten wir einen kleinen Abstecher zu der (einzigen) Brücke über den Fluss Tyra in Tiraspol, von wo aus man am Flussufer auf den (angeschütteten) Sandstrand blicken konnte, welcher das Freibad von Tirastpol ist.

 
 
 
 

Dann liefen wir zurück über die Paradestraße Strada 25 Octombrie vorbei am Suvorov Monument (Reiterstandbild) über einen Platz mit vereinzelten Weihnachtsmarktbuden, welche Kinderspielzeug verkauften und gelangten so zum (mittlerweile geschlossenen) Bauernmarkt Zeleny Market. Von dort waren es weitere 200 Meter bis zur russisch-orthodoxen Nativity Kathedrale – eine mittelgroße, weiß / grüne Kirche mit goldenem Dach. Von dort schlugen wir wieder den Bogen zur Hauptstraße, wo wir noch kurz an der Ambasada Osetii Południowej vorbeiliefen, die Botschaften von Abchasien und Südossetien sind (Club der nicht anerkannten Länder). Außer den Fahnen am Gebäude sieht man nichts – kann man sich schenken.

 
 
 
 

Als wir entlang der Strada 25 Octombrie zurück in Richtung Hotel liefen, entdeckte Frau ein paar halbwegs interessamte Mode-Geschäfte. Ich hingegen entdeckte einen Friseur, welchem ich spontan einen Besuch abstattete.  Für 2,70 EUR schnippelte die Dame sehr, sehr akribisch geschlagene 40 Min. an mir rum (inkl. Haare waschen vor und nach dem Schneiden). Mittlerweile 18.30 Uhr, gingen wir im Anschluss zu einem nahen Restaurant, dessen Karte zwar nicht auf Englisch, dafür aber mit reichlich Bildern war. Dort aßen wir zu Abend und liefen anschließend mit kleinem Schlenker vorbei am Theater in Tirastpol, ein weißes Gebäude mit Säulen am Eingang. Den verbleibenden Abend verbrachten wir im gut besuchten Restaurant im Innenhof des Russia Hotels, wo zahlreiche auffallend gut gekleidete, junge Männer ihre ebenfalls fast „overdresste“ Freundin ausführten.

 
 

       

         

                                                                                                                                                                

 
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