Wir ließen unseren letzten Tag in Tallinn im Hotel am fürchterlich überfüllten Frühstücksbuffet ruhig angehen. Gegen 10 Uhr liefen wir wieder zum großen Shopping Center Viru Kesus im Stadtzentrum, um  vom Untergeschoss aus wieder mit der Buslinie 38 aus der Stadt heraus zu fahren. Unser Ziel war der Strand Pirita, zu dem wir ca. 20 Min. bis zur Station Supluse puiestee fuhren. Von der Haltestelle auf einer Landstraße durch einen Fichtenwald liefen wir weitere 5 Min. zum Strand. Außer einem 4-stöckigen, modernen Apartment-Komplex war der Strand gänzlich unverbaut, nur Sand, Wasser und Wald, ca. 100 Meter breit – so nah an der Hauptstadt und schon in der Natur.

 
 
 
 

Wir rasteten auf einer Bank und genossen bei wolkenlosem Himmel, aber nur 16 Grad Lufttemperatur, die angenehme Ruhe. Schließlich liefen wir am Strand entlang zum nahen Olympiahafen, ein Überbleibsel der Olympiade 1980. Kein kommerzieller Hafen, sondern ausschließlich private Yachten waren dort festgemacht. Gegen 12 Uhr nahmen wir wieder den Bus in Richtung Stadtzentrum zurück, stiegen aber auf etwa halber Wegstrecke an der Station Station J. Poska aus, um von dort zum Schloss Katharinental zu laufen. Vorbei an alten Villen aus Holz liefen wir keine 5 Min. zum Eingang des Schlossparks. Dort entlang einer schnurgeraden Allee mit jungen Bäumen und einem schmalen Kanal und einem künstlichen See mit Wasserspielen zur Rechten zum Schloss Katharinental.

 
 
 
 

Jenes erinnerte mich sehr an den Katharinenpalast in St. Petersburg, was aufgrund der gleichen Eigentümerin ja kein Wunder ist. Nur anstelle blau / weiß wie in St. Petersburg war es rost-rot / weiß und bedeutend kleiner. Auf eine Besichtigung verzichteten wir und setzten uns auf eine Parkbank in die Sonne. Eher durch Zufall liefen wir zur Rückseite des Schlosses, mit wunderschönen, penibel gepflegten Gärten. Das Schloss Katharinental ist nicht zu vergleichen mit Sanssouci oder den russischen Schlössern, aber auf dem Weg zurück vom Fernsehturm oder dem Olympiahafen absolut einen Besuch wert. Von dort liefen wir zurück zur Bushaltestelle und fuhren wieder ins Stadtzentrum.

 
 
 
 

Da gerade vor Ort, schauten wir uns das Shopping Center Viru Kesus von innen an. Sehr modern, mit 110 Geschäften auf 3 Etagen die Shopping Adresse in Tallinn. Von dort liefen wir wieder in die Altstadt zum Rathausplatz und dann ziellos durch die kleinen Gassen, die wir zuvor noch nicht gesehen hatten. Dabei vorbei am Kino Sorpus, das wenn man es nicht weiß, mit den Säulen und dem alten Baustil wie ein Theater aussieht. Schließlich kamen wir wieder am Platz des 20. August heraus. In dem R-Kiosk wollten wir unsere electronische ÖPNV Fahrkarte umtauschen, was uns schließlich nach vielem Nachfragen in einem der vielen Verwaltungsgebäude auf dem Platz gelang.

 
 
 
 

Im Grunde hatten wir alles gesehen und liefen deshalb hinauf auf den Domberg. Eigentlich die gleiche Runde wie am Vortag bei der Tallinn Free Walking Tour, vorbei am Tallinner Schloss, der Alexander-Newski-Kathedrale, dem Tallinner Dom und der Patkuli Aussichtsplattform. Herunter zur Altstadt liefen wir die schmale Gasse Pikk jalg und dann weiter durch Gassen, die wir zuvor noch nicht gesehen hatten. So auch durch die Straße Gümnaasiumi direkt an der Stadtmauer an der ein provisorischer Kleidermarkt mit Strick-Winterbekleidung ist. Der Nase nach bogen wir in immer kleinere, aber dennoch schön restaurierte Gassen ein (durch die kein Auto mehr passt) und fanden durch Zufall ein wunderschönes Cafe mit Außenbereich in einem Hinterhof.

        
 
             
 
 

Im Restaurant Vanaema Juures aßen wir in den Kellergewölben zu einem annehmbaren Preis zu Abend und liefen von dort aus zurück zum Hotel, wo wir unser Handgepäck deponiert hatten. Wir ließen uns ein Taxi rufen und fuhren um 19 Uhr mit dem Taxi zum Flughafen. Auf dem zwar kleinen, aber dennoch modernen Flughafen hatten wir nun gut 1 Std. Zeit bis zum Boarding. Aber ein kurzer Blick auf Flightradar24 verriet, dass der Flieger niemals pünktlich in Tallinn ankommen würde, da jener erst kurz zuvor abgeflogen war. Also suchten wir uns rechtzeitig eine ruhige Ecke mit Steckdose, um im kostenlosen WIFI etwas Zeitung zu lesen. Schließlich gab es noch einen Gate-Wechsel, wie immer bei Ryanair zum hintersten und besengtesten Bereich des Flughafens.

          
 
        
 

Pünktlich zum Boarding gingen auch wir zum Gate und nach einem kurzen Spaziergang über das Vorfeld liefen wir zur Boeing 737-800. Im letzten Abendrot startete der Flieger nach Süden, machte einen großen Bogen nach Nordwesten, sodass wir noch mal über Tallinn flogen und weiter über die Ostsee mit den kleinen Inseln in Finnland in Sichtweite in die Dunkelheit hinein flogen. Die Flugzeit Tallinn – Düsseldorf betrog wieder 2 Stunden, sodass wir genau um Mitternacht wieder in Weeze waren. Da scheinbar mehrere Flieger verspätet waren, hatten die Fahrer des Flughafen-Transfers alle Hände voll zu tun, die Leute zum Park and Ride Parkplatz zu fahren.

 
 
 
     
 

Folglich kamen wir erst bei der zweiten Fuhre mit, waren um 0.30 Uhr wieder an unserem Auto und eine Stunde später zu Hause. Fazit: Tallinn ist wie schon Riga einer unserer Sommer-Geheimtipps zum Thema Städtereisen. Eine wunderschöne, große und restaurierte Altstadt und zudem ist der Euro dort noch richtig was wert. Im Grunde hat man an einem Tag in Tallinn alles gesehen, aber der Fernsehturm, das Schloss Katharinental und der Strand rechtfertigen einen Zusatztag. Zudem lässt sich Tallinn einfach mit Helsinki verbinden, was uns aber nicht so überzeugte (da gewesen und abgehakt). Ich bin mir sicher, dass Tallinn uns noch einmal wiedersieht in Verbindung mit einem Leihwagen und den endlosen, unberührten Stränden.

 
 

         

                                                                                                                                                                       

 
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