Nach einer hellen Nacht (die Sonne ging zwar unter – aber richtig dunkel wurde es nicht) begann der Tag am umfangreichen Frühstücksbuffet des Scandic Hotels in Haugesund. Um 9 Uhr waren wir on the road und zwar über die E134 nach Nordwesten. Kaum die Stadt hinter uns gelassen wurde die Landschaft wunderschön. An Wäldern, sanften Hügel, Seen und Fjorden vorbei - bei wolkenlosem Himmel und Temperaturen von fast 20 Grad. Die Höchstgeschwindigkeit auf Norwegens Landstraßen ist 80 km/h, wobei häufig auch nur 70 km/h ausgeschildert - aber wir wollten kein Rennen gewinnen, sondern die Landschaft genießen.

 
   
 
 

Und diese wurde immer schöner, die Seen unberührter, die Berge Höher (und deren Gipfel schneebedeckt) und die Straße fast immer am Fjordufer entlang. Nach 1 ½ Std. erreichten wir den Åkrafjord, zu dessen Beginn es plötzlich industriell wurde und mitten im Fjord eine im Bau befindliche Öl-Bohrinsel lag. Von den in Küstennähe flachen Hügeln, veränderte sich die Landschaft am Åkrafjord zu über 1.000 Meter hohen Bergen, welche damit über der Baumgrenze sind. Weiter durch den 7,4 km langen, mautpflichtigen Åkrafjordtunnel und anschließend den 2,4 km langen Markhus Tunnel zum Langfoss-Wasserfall.

 
 
 
 
 

Von CNN zu den 10 schönsten Wasserfällen der Erde ernannt, fällt dieser nicht regulierte Wasserfall 612 Meter über Kaskaden hinunter. Eine Wahnsinns-Gischt, die der Langfoss-Wasserfall aufwirbelt, wegen günstiger Windverhältnisse nicht in unsere Richtung. Nach kurzem Stopp fuhren wir die E134 weiter durch die Tunnel Fjaera und Rullestadvatnet, bis wir auf die Landstraße 13 nach Norden wechselten. Durch ein schmales Tal, dessen Berge rechts und links über 1.400 Meter aufragen, erreichten wir kurz darauf den Låtefossen Wasserfall.

 
 
 
 

Nicht mit dem Langfoss zu vergleichen, da die Fallhöhe nur 165 beträgt, aber dennoch ein schöner Zwillings-Wasserfall, von dem Mitte Juni viel Wasser vom Hochplateau Hardangervidda in die Tiefe stürzte. Der Parkplatz am Wasserfall war bedeutend kleiner und bis auf den letzten Platz besucht, davon meistens deutsche oder niederländische Kennzeichen. Ein paar km weiter fuhren wir am See Sandvevatnet vorbei und erreichten an dessen Nordufer die Stadt Odda. Von der Landstraße sah man bereits den Folgefonna Gletscher, zu dessen 6 km entfernten Parkplatz wir fuhren. Für große Fahrzeuge wenig geeignet - insbesondere Wohnmobile, insbesondere wenn diese einem entgegen kommen.

 
 
 
 

Die letzte Parklücke gefunden, starteten wir die Wanderung zum Folgefonna Gletscher, leider ohne Wanderschuhe, da diese sinnvoll gewesen wären. Erst durch einen kleinen Wald, dann entlang dem Gletscherbach und dann wieder durch den Wald, gewann der Weg langsam aber stetig an Höhe. Unterwegs über mehrere provisorische Brücken, bis für uns nach 45 Min. Wanderung Ende war. Denn eine Brücke war weggespült und mit Turnschuhen über das Geröll balancieren und einen reißenden Gletscherbach zu überqueren, war zu viel des Guten. Immerhin waren wir dem Folgefonna Gletscher sehr nahe und es ist ein majestätischer Anblick, den wir seit Kanada 2011 nicht mehr sahen.

 
   
 
  Mit 207 km2 der drittgrößte und gleichzeitig südlichste Gletscher in (Festlands)norwegen. Bei wolkenlosem Himmel und 23 Grad war die Wanderung der Höhepunkt unseres Norwegen-Kurztrips. Zurück am Auto mit ein paar Keksen gestärkt, fuhren wir die Landstraße 550 am Ufer des Sørfjords nördlich. Die Strecke kann hinsichtlich ihrer Schönheit gar nicht hoch genug gelobt werden. Wie auf Kauai (Hawaii) sind viele Wasserfälle zu sehen, welche vom Folgefonna Gletscher gespeist werden. Immer dem Fjord folgend, wird die Straße im weiteren Verlauf bedeutend enger. Eigentlich passt nur ein PKW, aber alle 250 Meter sind kleine Ausweichstellen.
 
 
 
 

LKWs oder Wohnmobile begegneten uns dort nicht. Zudem erscheint die Region klimatisch begünstigt, denn an den Hängen sind Kirschbaum-Plantagen. Schließlich erreichten wir Jondal, an der Südseite des Hardangerfjordes. Dort zweigt eine Straße zum Folgefonna Sommerskizentrum (Visitfonna AS) ab, die wir spontan fuhren. Die ersten 10 km kostenlos, dann Mautpflichtig (NOK 70). Vorbei an zwei Bergseen, schraubt sich die schmale Straße in die baumlose Region. Obwohl vor 1 Std. noch so schönes Wetter war, begann plötzlich ein Unwetter – Regen, Schneeregen, der bei Sturm waagerecht fiel. Auf dem Bergkamm angekommen, hinter jenem ein (noch zugefrorener) See zu erkennen – bei schönem Wetter eine wunderbare Wanderung.

 
 
 
 

Der Schnee am Straßenrand wurde immer höher (es war Mitte/Ende Juni!!!) und ein paar Serpentinen aufwärts erreichten wir die „Talstation“ des Skigebietes auf 1.200 Meter Höhe mit einer Schneehöhe von gut 5 Metern. Skigebiet ist übertrieben – wir sahen einen Ankerlift, der eine Höhendifferenz von 250 Meter überwindet, der aber bis Ende September geöffnet ist. Wie erwähnt, war das Wetter schlecht, sodass wir schnell wieder hinunter nach Jondal fuhren. Unsere Fähre nach Tovikbygd fuhr allerdings erst in ½ Stunde und das Restaurant gegenüber des Fähranlegers war bis auf den letzten Platz belegt. Also kurz in den Supermarkt und die Restzeit „totgeschlagen“.

 
 
 
 

NOK 190 bezahlt und ab auf die Fähre, die nicht mal zu 1/10 ausgelastet war. Die Überfahrt über den Hardangerfjord dauerte ca. 20 Min. und auf der anderen Seite folgten wir der Landstraße 49 nach Norheimsund. Der einzig halbwegs größere Ort in der Umgebung, sodass wir dort hielten und in einer Pizzeria zu Abend aßen. Bereits 20.30 Uhr setzten wir unsere Fahrt über die Landstraße 5 fort. Das Wetter verschlechterte sich immer mehr und wir fuhren bei nur noch 12 Grad durch den strömenden Regen. Und das durch eine wunderschöne Landschaft auf der Hochebene mit Abzweigungen zu div. Skigebieten.

 
 
 
 

Dann wieder hinunter zum Fjord, über die Osteroy-Brücke (Osterøybrua), mit 595 Meter Spannweite die drittlängste Hängebrücke in Norwegen und direkt danach in einen Tunnel. Unterwegs versuchten wir im Radio dem EM-Viertelfinalspiel Deutschland – Griechenland zu folgen, mit mäßigem Erfolg da wir außer den Spielernamen wenig verstanden. Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichten wir endlich das Fjordslottet Hotel, im Ort Fotlandsvåg direkt am Fjord gelegen. Das schönste, am idyllischen gelegene Hotel auf unserer Reise, mit kleinem Balkon und Blick auf den Fjord. Dort sahen wir noch die letzten 20 Min. des Fußballspiels und schlossen glücklich die Augen.

 
   
 
                                            

 

 

             

 

                                                                                                                                                                           
 
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