Die Idee, eine Tour auf eigene Faust zu machen und keine organisierte mit dem Bus, war am dritten Tag abends nach ein oder zwei Bier an der Hotelbar geboren. Dort lernte ich ein englisches Paar aus London kennen, welche auch individuell das Land kennen lernen wollten. Ich fragte am Folgetag den Reiseleiter von Neckermann und die beiden den von Thomson Travels, was ein Kleinwagen für drei Tage kosten würde. Da der britische Reiseveranstalter preiswerter war, mieteten wir uns dort einen Renault Clio für 380 DM. Der Wagen stand wie gebucht, um 9 Uhr vor dem Hotel für uns bereit. Er war Vollkaskoversichert ohne Selbstbeteiligung, lediglich für Reifenschäden und Schäden am Unterboden hätten wir aufkommen müssen. Aber ein Clio ist auch kein Auto für Offroad-Fahrten. Über Skanés fuhren wir auf die Staatsstraße 1 in Richtung Süden. Dabei fuhren wir an kilometerlangen Dattel- und Olivenplantagen entlang.

 
 
                             

Unseren ersten Schreck bekamen wir, als wir im Vorbeifahren durch einen Ort sahen, wie ein Lamm auf offener Straße geschächtet wurde. Die fast ausschließlich aus Lehm bestehenden Behausungen, vermittelten einen anderen Eindruck, wie ich ihn aus Skanés hatte. Wir erreichten unser erstes Ziel El Djem, nach anderthalb Stunden. Die Stadt hat als touristische Sehenswürdigkeit ein über 30.000 Zuschauer fassendes Amphitheater, 200 Jahre nach Christus gebaut. Damit war es die drittgrößte Arena im römischen Reich, mit einem ovalen Außendurchmesser von 148 x 122 Metern. Die Kampfarena hat eine Länge von 65 Metern. Allerdings sind die Außenmauern auf der Westseite des Amphitheaters eingerissen (die türkische Bey 1695 war Schuld), was aber einem Besuch dessen keinen Abbruch tun sollte. Wir besichtigten die Vorbereitungsräume der Kämpfer, die Käfige der Tiere und Verließe der Sklaven unter der Arena.

 
 

Auch bestiegen wir die Ränge, wobei sich von oben ein wunderschöner Überblick bietet. Das angrenzende Museum schenkten wir uns allerdings. Nervig war, dass rund um die Sehenswürdigkeit Tunesier versuchten, die Touristen mit diversen Mitteln um ihr Geld zu erleichtern. Beim Parken unsers Autos kam z. B. einer auf uns zu und meinte, er würde auf unser Auto aufpassen. Ich erklärte ihm, dass dieses nicht nötig sei. Natürlich wollte er nach unserer Wiederkehr Geld dafür, was ich natürlich ablehnte. Daraufhin wurde dieser nahezu handgreiflich. Also nichts wie weg und weiter in Richtung Süden über die Straße 1 zur zweitgrößten Stadt Tunesiens, Sfax. Diese erreichten wir gegen 12 Uhr. Je näher wir zum Zentrum der Stadt kamen, um so chaotischer wurde der Verkehr. Auch rote Ampeln bedeuten dort weniger, als ein Stopschild in Deutschland. Es wird langsam an die Kreuzung herangefahren und wenn keiner kommt, einfach weiter...

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Reichlich Gehupe gehört zum guten Ton (im wahrsten Sinne des Wortes) hinzu. Dabei gelten keine Fahrspuren und gedrängelt wird auch. Ziemlich anstrengend. Nah der Medina stellen wir unser Auto ab und nach 2 Minuten Fußmarsch erreichten wir die Altstadt. Da wir dort kaum Touristen begegneten, hatten wir den Eindruck, richtig im arabischen Leben eingetaucht zu sein. Wie man es sich vorstellt, besteht die Medina aus einer unüberschaubaren Anzahl, kleiner und verwinkelter Gassen mit Geschäften aller Art. Dabei muss man jegliche Vorstellungen europäischer Ordnung und Sauberkeit über Bord werfen. So langsam kam ein Hungergefühl auf und ich kaufte mir ein undefinierbares, frittiertes etwas, was mein Magen auch im nachhinein gut vertragen hat. Des weiteren deckten wir uns mit Backwaren ein, da man dabei in hygienischer Sicht nicht viel falsch machen kann.

 
             
 
 

Kleiner Zwischenfall in der Medina: Da Shivonne, die Engländerin, karibischer Abstammung war, meinte doch glatt ein Tunesier: „Welcome back to Africa“. Frechheit!!! Wir stöberten weiterhin durch die Geschäfte und hatten keinesfalls den Eindruck, dass uns die Verkäufer in ihren Laden ziehen wollten. Wir kauften noch ein wenig Verpflegung für den weiteren Weg im Supermarkt (oder besser Kramladen) und versuchten, den Weg aus dem Labyrinth der Gassen zu finden. Dies gelang uns und zwei Stunden nach Ankunft waren wir wieder am Auto. Unser Tagesziel war das Höhlendorf von Matmata. Bei dem Versuch durch den chaotischen Verkehr aus Sfax herauszukommen, passierte der kleine Unfall. Da ich beim Linksabbiegen nicht rechtzeitig von einer großen Kreuzung herunterkam und der Verkehr der anderen Richtung bereits floss, blieb ich als einziges Auto mitten auf der Kreuzung stehen.

 
 
                               

Als ich eine Lücke sah, wollte ich diese nutzen, habe aber nicht mitbekommen, dass sich ein weiteres Auto (kann nur bei Rot aus gleicher Richtung wie wir gekommen sein) neben uns Stand. So kam es, dass wir uns berührten. Die unverschleierte Frau in dem neuen 3er BMW winkte aber sofort ab, dass nichts passiert sei. Bei nächster Gelegenheit sah ich mir den Schaden an und bis auf einen kleinen Kratzer an der Beifahrertür war auch nichts. Fazit für die Weiterfahrt: Selbst wenn die anderen rot haben, man sollte sich niemals darauf verlassen. Weiter ging es über die 1 Richtung Süden, nach einer Stunde Fahrtzeit vorbei an Gabés. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit, verzichteten wir auf einen Zwischenstop. In Gabés, wo wir Richtung Südwesten auf einer kleineren, aber noch asphaltierten Straße abbogen, waren Straßenschilder zu sehen, welche den Weg nach Libyen, genauer nach Tripolis wiesen. Ein irgendwie komisches Gefühl.

 
 

Nach weitern 90 Minuten Fahrt, durch immer hügeliger werdende Gegend, mit Schroffen, durch den Wind abgeschliffenen Fels mit Kargen Bewuchs erreichten wir Matmata. Touristisch interessant ist der Ort durch die Höhlendörfer. Seit vermutlich 3.000 Jahren wurden von Hand,  bis zu 10 Meter tiefe Höhlen in den lehmigen Boden gegraben, was im Sommer perfekter Schutz gegen die Hitze und im Winter gegen Kälte ist. Um einen nach oben offenen Innenhof gruppieren sich die teilweise zweigeschossigen Höhlenwohnungen, wobei der Zugang von Außen, durch einen schmalen Gang geschieht. Auch in der heutigen Zeit sind diese nicht nur touristische Anschauungsobjekte, sondern tatsächlich noch bewohnt. Da es bereits nach 16 Uhr war, suchten wir uns ein Hotel, nicht irgendeines, sondern ein Höhlenhotel. Für 12 Dinar pro Zimmer (damals 24 DM), inklusive Abendessen und Frühstück, mieteten wir uns ein.

 
 
 

Das Hotel war 1976 Drehort der Star Wars Triologie, aber das nur der Vollständigkeit halber. Die Zimmer bestanden lediglich aus einer Erhöhung aus Lehm, auf welchen Matratzen und Decken lagen. Kein Tisch – kein Stuhl. Um 18 Uhr gab es im unterirdischen Speisesaal Abendessen, wonach wir uns mit anderen Touristen unterhielten. Das Essen bestand aus dem tunesischen Nationalgericht Kus-Kus, Weizensries mit Hammelfleisch, sehr lecker.   Es wurden diverse Flaschen Wein und Bier geköpft und gegen 21 Uhr gingen wir jeweils auf unsere Zimmer.

 
                                                                    

                                                                                                                                

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