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Nun begann mein längster Streckenabschnitt mit der Transsibirischen
Eisenbahn und zwar über 33 Stunden Fahrzeit. Wie schon aus dem letzten
Abschnitt nutze ich dafür Zug Nr. 70, welcher pünktlich um 20 Uhr in
Novosibirsk einfuhr. Da ich mich ja mittlerweile bei den russischen Zügen
auskannte, fand ich schnell mein Abteil, welches bis auf das Bett unten
links einen bewohnten Eindruck machte. Ich war inmitten einer
englischsprachigen Reisegruppe gelandet, welche aus Australiern und Briten
bestand. In den Nachbarabteilen waren französische Reisegruppen
untergebracht, die wie immer kein Englisch sprachen (dafür aber die
Reiseleiterin). So holte ich halt das Letzte aus meinem eingestaubten
Schulfranzösisch heraus und die Reiseleiterin unterstütze mit Englisch. |
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Ich unterhielt mich zuerst etwas mit der bestimmt fast 70-jährigen
australischen Dame in meinem Abteil, die mit ihrer Tochter diese Zugreise
unternahm. Zudem war im Nachbarwaggon (nicht Abteil) ein deutsches Ehepaar,
welches ich schon beim Einsteigen in den Zug kennenlernte. Im Grunde waren
in den 2. Klasse Waggons fast ausschließlich Ausländer, trotzdem war die
Kommunikation mit der Schaffnerin sehr schwierig, da diese kein Englisch
sprach. Nach dem Smalltalk mit der australischen Dame lief ich zum
Speisewagen, wo ich mit dem deutschen Ehepaar verabredet war. Dort war
ordentlich was los, denn dort war der Treffpunkt der Reisegruppen – Russen
suchte man dort vergeblich (außer den Angestellten, natürlich). |
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Gegen Mitternacht löste sich die Runde zügig auf und auch ich ging nicht
mehr unbedingt in gerader Linie ins Bett. Das mag auch am Schaukeln des
Zuges gelegen haben, denn so meine Feststellung, wurde die Strecke zunehmend
schlechter, je weiter man nach Osten kam. Da ja der gesamte kommende Tag aus Zugfahren bestand, schlief ich bis 9.30 Uhr aus. Denn den Stopp um 10 Uhr in
Krasnojarsk wollte ich nicht verpassen. Eigentlich waren 40 Min. Halt
geplant, aber dieser wurde auf 20 Min. verkürzt. Die langen Stopps in den
Großstädten und die flexible Handhabung ist wohl der Grund, warum ein Zug in
Russland auch nach über 9.000 km noch pünktlich am Ziel eintrifft. Nach
Verlassen des Bahnhofs in Krasnojarsk fuhren wir über den breiten Fluss
Jenissej. |
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Die nächsten Stunden ließ ich die Landschaft an mir vorbeiziehen, wobei
diese zunehmend hügeliger wurde. Wir hatten die Sibirische Tiefebene
verlassen und aus den zahlreichen Birken der letzten Tage wurden immer mehr
Nadelhölzer. Auch die Ortschaften unterwegs sahen zunehmend verwahrlost aus
- kleine Holzhäuser, von den Jahreszeiten gezeichnet. Jeder hatte einen
großen Garten und versuchte in den 3 Monaten Vegetationszeit (in Deutschland
würde ich 6 Monate sagen) möglichst viel für den langen Winter anzubauen.
Die Straßen in den Ortschaften waren schon lange nicht mehr asphaltiert und
buckelige Pisten. Alle 2-3 Stunden fuhren wir an großen Güterbahnhöfen
vorbei, wo vermutlich das Öl aus dem Norden des Landes von den Pipelines auf
die Bahn umgeladen wurde. |
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Jedenfalls sahen wir riesige Tanks und tausende von Tank-Waggons, aber auch
zahlreiche Waggons, auf denen man Holzstämme laden konnte oder geladen hatte.
Folglich kam uns auch alle 15 bis 20 Min. ein langer, beladener Güterzug
entgegen. Das Land ist halt riesig und voller Rohstoffe, die von dort ´gen
Westen (oder neuerdings auch nach China) geschaffen werden. Wie schon bei
den vorherigen Zugpassagen schaute ich viel aus dem Fenster, ging mal zum
letzten Waggon (mit dem besten Ausblick auf die Schienen hinter uns) oder las
einfach etwas Zeitung und schlief dabei ein. Auch traf man sich mal auf dem
Gang und unterhielt sich mit anderen ausländischen Mitreisenden. Weitere Stopps waren gegen 15:30 Uhr in Ilanskaya und 22 Uhr in
Nizhneudins (beide Orte zuvor noch nie gehört) für jeweils 15 Min. |
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Zum Abend hin wurde die Landschaft noch hügeliger und
entlang der Bahntrasse (welche immer auf einer Anhöhe verlief) sah man
endlose, überschwemmte Waldgebiete. Auch die vereinzelten Ortschaften
standen bis über 1 Meter unter Wasser. Darüber wurde sogar nach meiner
Rückkehr in Deutschland ein paar Tage später in der Tagesschau berichtet.
Den Abend verbrachte ich wieder mit dem deutschen Ehepaar im Speisewagen,
wo ich mir das schon zuvor als gut empfundene Hühnerfrikassee bestellte.
Gegen 21.30 Uhr war ich diesmal in meinem Bett verschwunden, da der Zug am
folgenden Tag um 6:22 Uhr in Irkusk ankommen sollte und ich folglich um 5:45
Uhr aufstehen musste. Denn es war zu erwarten, dass dort viele Touristen
aussteigen und ich wollte halt auch noch ins „Badezimmer“. |
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