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Obwohl am Vortag so schönes Wetter war, regnete es in der Nacht stark und
auch der Morgen startete wolkig und diesig mit nur 13 Grad Celsius. Das
Frühstück war recht sparsam und gegen 10.30 Uhr fuhr ich ein letztes Mal zum
Baikal-See. Im Grunde hatte ich dort und von dem Ort Listvyanka alles gesehen. Nur
eine Tour auf die Insel Olchon hätte den Besuch abgerundet, aber eine
Tagestour (Start 6 Uhr, Rückkehr Mitternacht – ab 150 EUR) ist eine
Gewalttour und Zeit für einen zweitägigen Besuch hatte ich nicht. Also fuhr
ich zur Uferpromenade und lief dort erneut auf und ab. Wegen dem Wetter war
alles sehr trostlos, sodass ich nach kurzem Verweilen am Strand gegen 12 Uhr
den Weg nach Irkutsk antrat. |
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Wieder über die fast schnurgerade, leicht hügelige Straße durch den endlosen
Wald. Dort war kaum Verkehr, was sich aber änderte als ich die Großstadt
Irkutsk erreichte. Dort kam auch wieder die Sonne raus und es wurde noch ein
angenehmer, warmer Tag. Google Maps hatte ich auf die Restaurant-Kette
Subway eingestellt (gibt es in Russland häufig) und fuhr durch den
chaotischen Verkehr in eine zweifelhafte Plattenbau-Gegend. Im Erdgeschoss
befand sich ein Subway, wo ich zu Mittag aß. Dann weiter ins Stadtzentrum,
wo ich meine Stadterkundung am Sitz der Irkutsk Nationalregierung begann.
Ein riesiger U-Förmiger Betonbunker mit der Ewigen Flamme und einem mit
Blumen geschmückten Park davor. |
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Von dort lief ich über eine Brücke über die verkehrsreiche Uferstraße zur
Fußgänger-Promenade am Fluss Angara. Eine Schönheit ist der Ausblick von
dort wahrlich nicht, denn das gegenüberliegende Ufer wirkte recht
industriell auf mich – kein Vergleich mit dem Ob in Novosibirsk. Trotzdem
war die Promenade schön gemacht, sodass ich 500 Meter bis zum Moscow-Gate
lief (wie der Triumphbogen in Paris, nur ein paar Nummern kleiner). Von
dort parallel zum Ufer entlang der Hauptstraße zurück zur Kirche Sobor
Bogoyavlensky, eine russisch-orthodoxe Kathedrale. Nur ein paar Meter weiter
ist die katholische Polnische Kirche, welche mit den Spenden der von Polen
nach Russland Verbannten erbaut wurde. |
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Schräg gegenüber ist die dritte Kirche im Umkreis von 300 Metern, und zwar die
schneeweiße und 1723 errichtete Chasovnya Kirche. Von dort wieder zum Sitz
der Nationalregierung, von wo aus ich 5 Min. zur Kathedrale Kazanskaya
Tserkov' das Wahrzeichen von Irkutsk (rotes Gebäude mit blauen Turm-Dächern),
fuhr. In jene Kirche ging ich hinein, wobei vor jener zahlreiche Bettler auf
eine Spende hofften. Innen wie zu erwarten viel Gold und Prunk. Zurück zum
Auto geriet ich in eine Hochzeitsgesellschaft (nur junge Männer), die mich in
die Hochzeit involvieren wollten. Wie immer hatten wir ein
Verständigungsproblem, was aber nach ein paar Wodka (die alle schon intus
hatten) den Jungs egal war. |
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Ich wehrte mich erfolgreich und fuhr über fürchterlich schlechte Straßen
weiter. Die Schlaglöcher sind bis zu 30 cm tief was bei einem normalen PWK
zu Schäden führen kann. Auch schauten die Straßenbahnschienen bis zu 5 cm
aus dem Asphalt heraus, sodass man über jene nicht im spitzen Winkel fahren
konnte. Ich beschwere mich nie wieder über schlechte Straßen in Deutschland.
Egal – mein nächstes Ziel war der nur 1,6 km entfernte Prince Vladimir Temple. Die Kirche mit ihren zahlreichen goldenen Zwiebeltürmen war ja
schön, aber die Zufahrt und die Umgebung etwas zweifelhaft. Die Armut war
hier überdeutlich – zahlreiche alte Holzhäuser sind Ruinen und dennoch bewohnt. |
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Zudem sah ich Bewohner an einem Sammelanschluss am
Straßenrand Wasser in Eimern holen… Auch aus den nur angekündigten 1,6 km
(lt. Google Maps) wurden 5 km, da ich mehrfach nicht links abbiegen konnte
wie vom Navi gefordert. Vermutlich ist Yandex doch das bessere Mittel zur
Navigation in Russland. Eigentlich wollte ich von dort zum Hotel fahren,
dort den Koffer ablegen und dann den Mietwagen zum Flughafen zu bringen.
Aber irgendwie schaffte ich es nicht, auf die richtige Seite der Ausgehmeile
130 Kvartal zu gelangen. Nach 2 Versuchen und jeweils 4 km Umweg für die
erneute Anfahrt gab ich auf und fuhr direkt zum Flughafen (soll der
Taxifahrer doch das Problem lösen). |
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Die Mietwagen-Abgabe war problemlos, worauf ich mit
Yandex für 200 RUB = 2,80 EUR wieder zurück ins Stadtzentrum fuhr. Diesmal
war aber das Problem, dass Fahrgast und Fahrer sich nicht fanden – also die Fahrt
storniert und den nächsten Fahrer „kommen lassen“. An der Ausgehmeile 130 Kvartal angekommen, spazierte ich zuerst in das falsche Hotel, wo man mir
den richtigen Weg wies (mein Hotel, das Kupecheskiy Dvor, war in der 2.
Reihe und nicht an der Straße). Ich checkte ein und machte darauf bei bestem
Sonnenschein einen Spaziergang entlang der ca. 400 Meter langen Restaurant-
und Kneipenmeile mit zusätzlichen Verkaufsständen. Das Ende der Straße
markiert zu einer Seite das große Shopping-Center Trendy-Quater und zur
anderen Seite die Statue Babr, eine Biber- /Tigermischung. |
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Richtig schön gemacht mit den neuen sibirischen
Holzhäusern im alten Stil. Im Supermarkt wollte ich noch 2-3 Dosen Bier als
Souvenir für zu Hause kaufen, aber die gesamte Alkohol-Abteilung war
abgesperrt, da an diesem Tag Ferienbeginn war und das wohl die Absolventen
in der Vergangenheit übertrieben haben 😊 Um 19 Uhr hatte ich ein Date mit
der Frau, welche ich in Novosibirsk auf der Bootstour getroffen habe. Sie
ist ursprünglich aus Irkutsk und der Deal war Stadtführung gegen
Englisch-Konversation und Korrektur. Vorbei an der Babr Statue und dem
Stadion des FC Zvezda Irkutsk liefen wir zum Angara Fluss. Von dort über
eine Brücke auf die Insel Yunosti, das Naherholungsgebiet der Stadt. |
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Schön gemacht mit kleinen Restaurants, Spazierwegen,
Tretbootverleih, viel Grün und einem Riesenrad. Letzteres war das Ziel,
welches ca. 60 Meter hoch ist und von wo aus man einen herrlichen Blick auf
die Stadt und den Fluss Angara bis über die Staumauer hinaus hat. Dann
wieder zurück in die Stadt, vorbei am Denkmal Alexander III, dann entlang
der Karl-Marx-Str. mit alt-ehrwürdigen Gebäuden (u.a. dem lokalen Opernhaus)
und schließlich in einen Park mit einer Lenin Statue. Letztendlich gingen
wir noch in eines der zahlreichen Lokale entlang der Amüsiermeile 130 Kvartal essen, wo ich viel über Russland erfuhr. Gegen 22 Uhr war ich wieder
in meinem Hotel wo ich den Koffer packte, da am folgenden Tag die Rückreise
nach Deutschland bevorstand. |
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