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Die Transsibirische Eisenbahn stand schon immer ganz oben auf meiner „Once
in a lifetime“ Liste. Nach unserem Moskau / St. Petersburg Besuch 10 Jahre
zuvor haben wir uns eigentlich geschworen, nie wieder nach Russland zu
reisen. Doro blieb standhaft, sodass ich 9 Tage alleine bis zum Baikalsee
gereist bin. Wohlwissend wie schwierig es in Russland ist Hilfe in
englischer Sprache zu erhalten, habe ich mich akribisch vorbereitet – aber
mit Google Maps und Google Translate ging es letztendlich (wenn auch
manchmal sehr müßig). Um 8 Uhr fuhr Doro mich an einem Feiertag im Juni zum
Düsseldorfer Flughafen, wo ich meinen Koffer zügig am Aeroflot-Schalter
eincheckte. Nach 10 Min. Warten an der Sicherheitskontrolle und Ausreise bei
der Bundespolizei hatte ich noch 40 Min. bis zum Boarding. |
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Pünktlich auf die Minute starteten wir mit einem Airbus A321 bei bestem
Sommerwetter nach Nordwesten, worauf ein 100 Grad Bogen folgte. Dann führte
die Route nach Nordwesten, vorbei an Hamburg und der Südspitze Schwedens,
die Ostsee, weiter über Litauen und schließlich Russland. Auf dem 3 Std. 10
Min. Flug gab es mehrere Getränkerunden, sogar ein vollwertiges Essen – das
bin ich auf der Mittelstrecke gar nicht mehr gewöhnt. Wir landeten mit 15
Min. Verspätung bei fast wolkenlosem Himmel in Moskau Scheremetjewo und
rollten noch 10 Min. zur Parkposition am modernen Terminal D. Nach der
Passkontrolle holte ich meinen Koffer ab und kaufte mir gegen Vorlage meines
Reisepasses eine russische Telefonkarte von „Beeline“. |
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Für 600 RUB = 8,20 EUR konnte ich 14 Tage unbegrenzt im Internet surfen
(wichtig) und unbegrenzt innerhalb Russlands telefonieren (nicht wichtig).
Dann lief ich 1 km durch endlose Gänge zum gut ausgeschilderten Sheremetyevo
Aeroexpress. Der rote Zug verbindet für 500 RUB = 7 EUR den Flughafen mit
dem Weißrussischen Bahnhof in 35 Min. Fahrzeit. Dort angekommen, erstmal die
U-Bahn gesucht und versucht durchzufragen. Natürlich sprach niemand Englisch
– geht ja gut los. Letztendlich den Eingang gefunden, kaufte ich an der
Kasse 3 Token (= 3 Fahrten – Fahrscheine wie wir sie kennen gibt es dort
nicht) und fuhr mit der steilen Rolltreppe ~ 80 Höhenmeter hinunter. Die
Bahnen fuhren im 2 ½ Minuten-Takt und nach 3 Stationen war ich an der
Station Komsomol'skaya. |
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Dort befinden sich auf einem großen Platz 3 Bahnhöfe, wovon der Kasaner
Bahnhof mein Ziel war (die Bildersuche von Google half hier den Richtigen zu
finden). Dort gab ich meinen Koffer + Handgepäck-Rucksack für sagenhafte 900
RUB = 12 EUR in der Koffer-Verwahrung ab (in Englisch ausgeschildert - „cloakroom“)
Nun war ich bereit für eine kleine Stadterkundung. Wieder mit der Metro fuhr
ich 4 Stationen bis Okhotny Ryad, nahe dem Roten Platz. Mein erster Weg
führte zum nahen Bolschoi-Theater. Auf dem Platz davor war reges Treiben,
die Springbrunnen waren an und mit 30 Grad war es schon fast zu warm – kein
Vergleich zu unserem
Besuch im Juni
2014 bei Eiseskälte. Nächstes Ziel war der Rote Platz, aber ich fand
den Eingang nicht. Irgendwie gelangte ich zu einer Fußgängerzone mit
Luxus-Geschäften und schließlich zum Kaufhaus GUM. |
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Dort lief ich 1x durch und am südlichen Ende angekommen, wollte ich endlich
auf den Roten Platz. Dieser war aber komplett abgesperrt, denn es war eine
Bühne aufgebaut, wo ein Sound-Check stattfand – schade. Zumindest die
Basilius-Kathedrale, den Spasski-Turm und den Zaren-Turm (beide Teil
der Kreml-Mauer) konnte man seitlich sehen. Vorbei an der
Basilius-Kathedrale lief ich weiter zum nahen 2017 eröffneten Zaryadye
Park. Dort befindet sich eine schwebende Brücke (ähnlich dem Grand Canyon
Skywalk) über die Moskwa-Uferstraße und zu ¼ über den Fluss Moskwa. Von dort sah
man die zahlreichen Ausflugsschiffe, als auch das Kotelnicheskaya Embankment
Building (eines der stalinistischen Hochhäuser) nach Osten und die
Christ-Erlöser-Kathedrale im Westen – ein besonderer Aussichtspunkt in
Moskau. |
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Dann folgte ich der Moskwa-Userstraße nach Westen, immer entlang der
Kreml-Mauer. Eigentlich wollte ich auf Höhe der Großen Steinernen Brücke / Bolshoy Kamenny Most weiter am Ufer entlang bis zur
Christ-Erlöser-Kathedrale, aber da Fußgänger in Moskau das Nachsehen haben,
musste ich 1,5 km Umwege laufen, nur um die Straße zu überqueren.
Schließlich erreichte ich die Christ-Erlöser-Kathedrale, das zentrale
Gotteshaus der Russisch-Orthodoxen Kirche, ein 103 Meter hoher Sakralbau mit
goldenem Dach. Dann lief ich zur Mitte der sich dort befindlichen
Patriarchen-Brücke, mit bestem Blick auf vorgenanntes Gotteshaus, als auch
die Moskwa. Dann folgte ich Google Maps über Zick-Zack-Wegen 1,5 km zur
Fußgängerzone Arbat. |
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Bei unserem
Besuch
2014 war dort bei Regenwetter gar nichts los und ich konnte
nicht nachvollziehen, warum dies die berühmte Flaniermeile ist. Nun
aber bei hochsommerlichem Wetter wurde es mir klar – das Leben fand
auf der Straße statt und viele Lokale luden zu einem Stopp ein. Ein
Restaurant mit Außenterrasse erkor ich dann für mich aus und aß
dort zu Abend. Final lief ich die Einkaufsmeile bis zur Metro-Station Smolenskaya und fuhr von dort mit einmaligem Umsteigen zum
Kasaner-Bahnhof. Als ich meine Koffer abholen wollte, war plötzlich
der Schalter geschlossen (obwohl dort 0-24 Uhr stand) und ein Schild
in Kyrillischer Schrift hing an der Tür. Was nun – in 30 Min. musste
ich am Bahnsteig sein? Ich eilte die Treppe hinauf, woraufhin mir
ein Russe entgegenkam. |
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Also wieder kehrt und abwarten was der macht. Er
trat ordentlich gegen die Tür, worauf sich diese öffnete, der
Mitarbeiter schaute „wie ein Kaninchen wenn´s blitzt“ und er seine
Koffer erhielt (ich meinen übrigens auch). Im Bahnhof ging ich dann
in einen Supermarkt und kaufte mir etwas Verpflegung für die Fahrt.
Als ich daraufhin zum Bahnsteig ging, fuhr der Zug Nr. 24 nach Kazan
gerade ein. In Russland wartet man vor dem Eingang seines Waggons,
woraufhin die Wagonschaffnerin Fahrkarte und Pass kontrolliert. Darnn
durfte ich einsteigen und bezog mein 2-Bett Abteil in der 1. Klasse.
Die Hoffnung, dass ich dieses allein haben würde, zerschlug sich,
denn 10 Min. vor Abfahrt kam ein Russe ohne Englisch-Kenntnisse. Mit
Hilfe von Google-Translate wechselten wir ein paar Worte, sodass ich
erfuhr, dass er Direktor bei North Stream-Projekt ist (der erste
Direktor, den ich kennengelernt habe, der kein Englisch spricht). |
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