Auch unser letzter Tag im Hohen Kaukasus begann bewölkt, sodass wir zumindest am frühen Morgen die Bergspitzen vom Balkon unseres Hotelzimmers aus, nicht sehen konnten. Das Frühstücksbuffet beinhaltete georgisch geprägte Speisen und ließ die üblichen, gewohnten Sachen gänzlich vermissen. Gegen 10 Uhr waren wir abreisebereit und fuhren wie schon zwei Tage zuvor, die Georgische Heerstraße nun in die andere Richtung, und zwar nach Süden. Wieder vorbei an den zahlreichen LKWs, welche sich (so wie wir am Vortag beim Abendessen erfuhren) 10 bis 14 Tage im Grenzstau befinden, bis sie nach Russland ausreisen können.  Zahlreiche Wege nach Russland sind durch den Ukraine-Krieg nun verschlossen, dieser ist noch offen und die Umgehung des Russland-Embargos funktioniert auf diesem Wege hervorragend.

 
 
 
 

Nach 20 km Fahrt, bogen wir in das Truso-Tal ab, ein weiteres Seitental, welches ähnlich wie das am Vortag besuchte Sno-Tal wild und unberührt ist. Wild war hier aber vor allen Dingen der Zustand der Piste, dessen tiefe Löcher selbst für einen SUV mit ausreichend Bodenfreiheit alles abverlangte. Da die Löcher mit Wasser „vollgelaufen“ waren, sah man leider nicht, wie tief jene waren und kam folgedessen nur mit 10 km/h voran. Nach 15 Min. Fahrt brachen wir die Exkursion ab, zu groß war das Risiko dem Auto einen Schaden zuzufügen oder sich festzufahren und deshalb am Nachmittag den Zug nach Batumi zu verpassen.  Also zurück zur Georgischen Heerstraße, weiter über den 2.400 Meter hohen Kreuzpass, vorbei am Georgian Friendship Monument / Panorama Gudauri zum Ort Gudauri, wo wir zwei Tage zuvor übernachtet hatten.

 
 
 
 

Zuvor noch durch den Tunnel, welchen wir auf dem Hinweg gar nicht als so spektakulär empfunden hatten. Jener war so fürchterlich eng, dass die LKWs bei Begegnung nur im Schritttempo aneinander vorbeikamen. Dort fuhren wir durch eine Pfütze, welche sich plötzlich als 20 cm tiefes Wasserloch herausstelle – mit einem PKW wären wir mit dem Unterboden aufgesetzt. Auch im weiteren Verlauf der Strecke, entlang der Serpentinen durch den Ort Gudauri (wo wir 2 Tage zuvor übernachtet hatten), war ein langer LKW-Stau, da ein Fahrzeug liegengeblieben war und alles bei starker Steigung überholen musste. Dieser Stau kostete uns gut 30 Min., sodass es im Nachhinein betrachtet die richtige Entscheidung war, nicht weiter in das Truso-Tal hineinzufahren.

 
                                                                                  

 

 
 
 

Der weitere Verlauf der Strecke war fahrerisch unspektakulär und entspannt und landschaftlich wunderschön. Auch das Wetter besserte sich immer mehr, sodass wir schließlich bei fast wolkenlosem Himmel und warmen Temperaturen Richtung Tiflis fuhren. Wie schon auf dem Hinweg, hielten wir erneut am Zhinvali Reservoir mit seinem Panorama-Ausblick auf den See und die umgebenden Hügel. Der Ausflug in den Hohen Kaukasus war der Höhepunkt unserer Reise. Die Landschaft ist nicht mit jener in den Alpen zu vergleichen, wo alles gut ausgebaut und abgesichert ist. Der Kaukasus wird nicht ohne Grund als der wilde Kaukasus bezeichnet, was schon bei der Beschaffenheit der Hauptstraße anfängt.

 
 
 
 

Auch gibt es hier keine schicken 5-Sterne Hotels, sondern nur einfache Pensionen. Aber zurück zu Tiflis - wir schafften es tatsächlich ohne uns zu verfahren, bei den kleinen Gassen, auf Anhieb unseren Mietwagen-Vermieter zu finden. Gegen 14:30 Uhr gaben wir das Fahrzeug zurück und machten noch einen kleinen Spaziergang durch die kleinen Straßen. Letztlich aßen wir in einem Restaurant noch Mittag- und Abendessen zusammen, bevor wir wieder zurück zur Autovermietung liefen, weil wir dort unseren (gemeinsamen) Koffer deponiert hatten. Dann riefen wir ein Bolt Taxi über die zuvor heruntergeladenen Handy-App und ließen uns durch den Feierabend-Verkehr in gut 30 Min. zum Bahnhof fahren, welchen wir um 16:30 Uhr erreichten.

        
 
 
 

Der Bahnhof sah von außen gar nicht wie ein solcher aus, sondern eher wir einealtes Kaufhaus im Sozialismus. Im Bahnhof liefen wir direkt zum Gleis, wo der georgische Vorzeige-Zug Stadler-kiss schon 30 Min. vor der Abfahrt bereitstand. Wie auch in Russland, wird auch hier vor dem Einsteigen das Ticket in Verbindung mit dem Reisepass kontrolliert. Eigentlich wären wir gerne einen Tag später mit dem Frühzug nach Batumi gefahren, aber jener war zwei Tage nach Öffnung des Buchungsfensters bereits ausgebucht und auch unser Zug war bis auf den letzten Platz belegt. Leider hatte der Zug keinen Speisewagen, sondern nur Automaten mit div. Snacks und Getränken, welcher sich großer Beliebtheit erfreute. Es war zwar kein ICE, aber dennoch war der Zug innen absolut modern, was ich in Georgien gar nicht erwartet hätte.

 
 
 
 

Der Stadler-kiss, fuhr jedoch selten schneller als 150 km/h, meistens nur gemächliche 100 km/h. Die Fahrt führte erst durch eine Ebene, im weiteren Verlauf durch eine gebirgige Gegend und durch ein schmales Tal, bis wir schließlich parallel zur Küste des Schwarzen Meeres unser Ziel Batumi pünktlich gegen 22:17 Uhr erreichten. Dort bestellten wir uns erneut ein Bolt-Taxi und fuhren in ca. 20 Min. zu unserem vorab gebuchten Alliance Palace Hotel. Schon auf der Fahrt hatten wir den Eindruck in Las Vegas zu sein, wegen der zahlreichen Hochhäuser, welche häufig bunt angestrahlt wurden. Gegen 23 Uhr waren wir schließlich auf unserem Zimmer im 39. vom 41 Stockwerken. Selbstredend, dass wir von dort aus einen genialen Blick auf das Zentrum von Batumi hatten, worüber wir uns noch eine Stunde bei einem Drink erfreuten.

 
 

    

        

 

                                                                                                                                                 
 
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