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Mit 45 Min. Verspätung rollte Zug Nr. 74 um 22.20 Uhr bei schönstem Abendrot
in Richtung Novosibirsk los. Wie schon auf dem letzten Streckenabschnitt
hatte ich ein 4´er Abteil in der 2. Klasse, da auch auf diesem Teilstück
keine 1. Klasse verfügbar war. Meine 3 Abteilnachbarn waren allesamt Russen,
wovon ein Herr „konversationstaugliches“ Englisch sprach, der andere nur ein
paar Wörter und Nr. 3 überhaupt kein Englisch. Schon auf dem Bahnsteig hatte
ich ein finnisches Pärchen kennengelernt, welches ein 4´er Abteil komplett
gebucht hatte und die ich im Laufe des Abends auf einen Drink im
Nachbarwagon besuchte. Zwischendurch kam die Zugschaffnerin vorbei und nahm
mit Hilfe der Übersetzung meines englisch-sprechenden Abteilnachbarn meine
Essenwünsche auf, denn diesmal war ein Frühstück und ein Mittagessen
inkludiert |
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Im Abteil trank ich noch 2 Bier, bis ich gegen 1 Uhr auf meinem Bett / Liege
beim Schaukeln des Zuges selig einschlief. Trotzdem schläft man aber in so
einem Abteil nicht wirklich tief, sodass ich schon gegen 7 Uhr wieder wach
wurde. Ich blieb noch eine gute Stunde liegen, bis ich schließlich auf der
beengten Toilette die übliche Katzenwäsche vornahm. Für ein oder maximal
zwei Nächte mag das in Ordnung sein – aber ich kann mir nicht vorstellen, 3
Tage oder länger mit der Transsibirischen Eisenbahn unterwegs zu sein. Gegen
10 Uhr gab es ein kleines Frühstück – warme, gefüllte Gebäckrollen mit
Keksen, Jogurt und Wasser. Die nächsten Stunden verbrachte ich wieder damit
interessiert aus dem Fenster zu schauen. |
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Da wir den Ural schon lange hinter uns gelassen haben, war die Landschaft
flach – eine endlose, grüne Ebene mit vereinzelten Bäumen und zahlreichen
Sümpfen. Wenn bis Jekaterinburg noch alle 30 Min. kleine Ortschaften am
Wegesrand zu sehen waren, dünnte hier in West-Sibirien die Bevölkerung aus –
Dörfer entlang der Strecke wurden „Mangelware“. Lediglich um 11 Uhr Ortszeit
(es war wieder 1 Std. später als in Jekaterinburg = Zeitzone) bot Omsk die
Möglichkeit, sich kurz auf dem Bahnsteig die Beine zu vertreten. Der
geplante Stopp von 16 Min. wurde aber wegen der Verspätung auf 5 Min.
verkürzt. Das Wetter in Omsk war eh eher durchwachsen und kühl. |
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Kurz darauf wurde von der Schaffnerin das Mittagessen gebracht, eine Art
Hühnerfrikassee (konnte man essen). Im weiteren Verlauf der Fahrt lernte ich
2 Frauen aus Mexiko City aus dem Nachbarabteil kennen, die hervorragend
Englisch sprachen. Wir standen mehrere Stunden auf dem Gang unseres Waggons
und unterhielten uns, während die Landschaft an uns vorbeizog. Der nächste
größere Halt war um 16 Uhr Ortszeit (es waren schon 2 Std. später als in
Jekaterinburg = Zeitzone), in der 30.000 Einwohner Stadt Barabinsk. Diesmal
hielt der Zug 30 Min., das Wetter war hervorragend und ich lief etwas auf
dem Bahnsteig auf und ab. Die Drehgestelle der Wagons wurden mit einer
Eisenstange geprüft (der Materialprüfer merkt am Klang, ob alles in Ordnung
ist) und die Toiletten wurden mittels Silowagen entleert. |
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Auf dem Bahnsteig lernte ich eine Rentnerin kennen, die gar nicht weit von
mir in Bochum / Dortmund entfernt wohnt und Russland-Deutsche ist (praktisch
zum Übersetzen). Hauptattraktion von Barabinsk ist wohl eine alte
Dampflokomotive welche nahe dem Bahnhof steht – ansonsten sah der Ort recht
traurig aus, dominiert von Plattenbauten. Auf dem Bahnhof kaufte ich mir
bei einer russischen Rentnerin mein Abendessen, welches ich, im Nachgang
betrachtet, nicht so gut vertragen habe. Der Beschäftigung wegen spazierte
ich mal wieder zum letzten Waggon des Zuges (so ein Zug kann schon mal 1 km
lang sein und der Spaziergang dauert gut 30 Min.). Aus dem
Fenster der letzten Tür hatte ich einen schönen Blick auf die Gleise |
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Dabei läuft man natürlich auch durch die 3. Klasse, wo
sich in einem Großraumwaggon 54 Betten aneinanderreihen und die Privatsphäre
gleich Null ist. Die meisten Passagiere lagen dort auf ihren Betten und
schliefen oder lasen ein Buch. Endlich um 20 Uhr erreichten wir nach 22 Std.
Zugfahrt mein Tagesziel Novosibirsk, von dessen Bahnhof ich noch 15 Min. zu
Fuß zu meinem vorab gebuchten Domina Hotel lief. Der Check In erfolgte in
gutem Englisch und auf dem Zimmer meldete ich mich noch mal kurz zu Hause,
bevor ich gegen 23 Uhr schlafen ging. |
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