Woche 1

 

 

 

Woche 3
Woche 2

 

 
 

Da wir mit unserem Guide Thabo erst für 13:30 Uhr verabredet waren, nutzten wir das Hotelzimmer bis 10 Uhr, die späteste Check Out Zeit. Bei Abgabe der Schlüssel dann ein „Versehen“ an der Rezeption. Auf der Rechnung stand der doppelte Betrag wie vereinbart von 800 ZAR = 107 Euro. Wurde aber umgehend korrigiert. Wir deponierten die Koffer im Hotel und ließen uns mit dem Shuttleservice zum Flughafen bringen. Dort Frühstückten wir ausgiebig und ohne Eile. Entgegen dem schlechten Wetter vom Vortag, waren es an unserem letzten Tag in Südafrika 25°C und wolkenlos. Im Anschluss schlenderten wir erneut durch die Geschäfte, die wir vom Vortag schon kannten und liefen zur Besucherterrasse, welche im internationalen Terminal ist. Streng genommen keine Terrasse, sondern ein Ausblick aus dem obersten Stockwerk des Gebäudes, hinter Glas mit reichlich Sitzgelegenheiten. Reichlich was los war auch – neben den europäischen Airlines (das erste internationale Drehkreuz was ich sah, ohne amerikanische Gesellschaften), waren Kuluka, 1Time Airlines, Nationwide, Billigflieger Südafrikas reichlich vertreten.

 
1 Time Air - südafrikanischer Billigflieger
 
  Kulula - ein weiterer Billigflieger in Südafrika

Aber auch Air Zimbabwe, Air Botswana, Kenya Airways,  Zambian Airways, Air Malawi, Air Tanzania, Cameroon Airlines sahen wir auf dem Taxiway vorbei fahren. Für Start und Landung ist das Observation Deck eher ungünstig gelegen. Bei Beobachtung der afrikanischen Airlines kam immer mehr der Gedanke auf, dass einem die Leute, welches in einige der Länder reisen müssen, schon fast leid tun können... Ich möchte dort zumindest keinen Fuß rein setzen (deshalb arbeite ich auch nicht bei der Bundeswehr). Fast zwei Stunden verbrachten wir mit Spotten, bis wir uns zur Tourist Information, wo wir für die persönliche Johannesburg Tour verabredet waren, zurück liefen. Dort stand Thabo schon und ging mit uns in die Tiefgarage, wo sein Wagen stand. Eigentlich wollten wir direkt nach Soweto fahren, aber unterwegs entwickelte sich ein interessantes Gespräch. In diesem stellte sich heraus, dass auf dem Weg dort hin, nahe der East Gate Mall, wo wir am Vortag schon waren, ein großer afrikanischer Markt ist (geschätzte 100 Stände).

 
 

Schade, dass wir den nicht gestern entdeckten. Dort stöberten wir die nächste Stunde und erstanden so manche Holzschnitzerei, welche nun unser Haus ziert. Die Verkäufer waren bezüglich Kundenakquise entschieden aggressiver, als wir es auf den Märkten entlang der Garden Route erlebten. Man konnte kaum in Ruhe vergleichen, ohne von den Verkäufern zugetextet zu werden. Ignorieren half am besten, irgendwann gab jeder Ruhe. Unterwegs erzählte Thabo immer mehr über das Land, deren Entwicklung, die unterschiedlichen Stammessprachen und der Stadt Johannesburg. Da ich mich nicht nur einfach berieseln ließ, sondern auch Gegenfragen stellte, tauchten wir immer tiefer in das Thema und irgendwann waren wir auch bei der Apartheid. So erfuhr ich auch, wie er als Farbiger jene erlebte, den Übergang zur jetzigen ANC Regierung und empfand das alles sehr ehrlich erzählt. Unser erstes Ziel in Soweto (was South-Western-Township bedeutet) war ein Busbahnhof, wo geschätzte 50 Kleinbusse standen und auch ein chaotischer Markt war.

 
 
Afrikanischer Markt an der East Gate Mall
 
  Bus Terminal in Soewto mit links dem Krankenhaus

Direkt gegenüber befindet sich das riesige Baragwanath - Krankenhaus, (Kurz Bara) welches das größte Hospital der südlichen Hemisphäre seien soll, mit 7.000 Angestellten und 3.500 Betten. Eine Behandlung kostet dort 55 ZAR = 7 Euro, ist allerdings für die Ärmsten der Armen kostenlos. Nach 15 Minuten Aufenthalt auf dem Markt, fuhren wir zu einem Squatter Camp. Dort leben die Ärmsten der Armen. Unser Fahrer bereitete uns vor, dass er davor stehen bleiben würde und wir erst das Fahrzeug verlassen sollen, wenn jemand auf uns zu kommt und uns dazu auffordert. War schon irgendwie spannend. Das dauerte keine Minute, bis ein junger Mann kam, den ich aufgrund seiner Erscheinung nicht zum Feind haben möchte. Dieser führte uns ins Camp hinein. Von richtigen Straßen war nicht mehr die Rede, eher von Wegen, wie in einem Schrebergarten im Ruhrgebiet (nur entschieden ausgewaschener). So weit das Auge reichte, waren aus Pappe und Wellblech zusammen geschusterte Wellblechhütten zu sehen.

 
                                  
 
 

Dort wurde uns bewusst, welches Glück wir hatten, in das reiche Deutschland geboren zu werden und was für ein Blödsinn die deutsche Jammerei ist. Die Leute dort haben nichts, außer zwei oder drei Kochtöpfe, ein paar Poster an der Wand und ein Bett. In der Hütte (mit einem Bett wohlgemerkt) leben 8 oder mehr Leute! Wir wurden in eine Behausung geführt, wo uns dieses verdeutlicht wurde. Geschlafen wird in Schichten oder auf dem Boden. Etwa alle 50 Meter befindet sich entlang des Weges ein öffentlicher Wasserhahn und ein Dixi Klo. Dieses ist der Regierung zu verdanken, um den Menschen dort ein einigermaßen menschenwürdiges Leben zu ermöglichen (wobei menschenwürdig in diesem Fall relativ ist). Seit ein paar Jahren gibt es auch Strom in den Camps. Diesen allerdings nicht kostenlos, sondern ähnlich einem System, wie in Deutschland die Prepayed Karten bei Handys. Man kauft einen Chip, den man aufladen kann und so viel Strom verbraucht, wie man vorher bezahlt hat. Thabo meinte trocken dazu, dass so am Ende des Monats, das Licht in so mancher Hütte aus bleibt...

 
Squatter Camp in Soweto
 
  Kontrast - die Nobelgegend in Soweto

Die Führung dauerte 20 Minuten und wir wurden wieder zurück zum Auto zu unserem dort wartenden Guide geführt. Nächster Anlaufpunkt war das noble Soweto. Dabei sahen wir Villen mit großen Mauern herum (unter anderem das Anwesen von Winnie Mandela), wie wir sie uns niemals werden leisten können. Das es so etwas in Soweto gibt, erstaunte uns sehr. Als nächstes sahen wir die mittelmäßig situierten Behausungen. Hatten nichts mit Elendsviertel zu tun, sondern normale Behausungen mit kleinen Gärten. Eines der Häuser war das ehemalige Wohnhaus von Nelson Mandela, welches als kleines Museum unfunktioniert ist. Da Sonntag war, gab es in Soweto viele Car Wash Partys. Eine wirklich klasse Sache. Man trifft sich mit den Frauen zum Autowaschen, es sind ein paar Musikboxen aufgestellt, wobei das Waschen zur Nebensache wird. Man trifft sich, zeigt sein Auto vor und unterhält sich. Apropos Auto – sehr viele neue BMW und Mercedes fuhren in Soweto herum.

 
 

Dabei vorzugsweise die Rennversionen wie z. B. den M3. Thabo sagte uns, dass Mitarbeiter in Firmen ab einem Level Abteilungsleiter in Südafrika, einen Firmenwagen im Wert des Jahresgehaltes erhalten (was ich nicht so recht glauben mag). Klasse Idee, sollten wir übernehmen. Zum Abschluss fuhren wir am Hector Pieterson Museum vorbei, in eine kleine Gastwirtschaft, wo wir etwas tranken. Klasse war die Tapete. Auf der einen Seite Visitenkarten von Besuchern von überall auf der Welt und auf der anderen Geldscheine von überall her (auch als DM Scheine fanden wir dort). Mittlerweile schon 18 Uhr, wurden wir in die Innenstadt gefahren. Ein Hochhaus reite sich an dem nächsten und man könnte meinen, in Manhattan zu sein. Diese war bis auf ein paar zwielichtige Gestalten menschenleer. Wir parkten in der Tiefgarage des Charlton Center Office Building und fuhren mit dem Aufzug in den 50. Stock, wo sich eine Besucherterrasse befindet. Von dem mit 223 Metern höchsten Haus Afrikas, bestaunten wir den Sonnenuntergang und das Lichtermeer der Stadt. Gegen 20 Uhr setzte Thabo uns wieder am Hotel ab.

 
berblick über Soweto
 
  Sonnenuntergang vom Charlton Center

Die Tour war das Beste was uns passieren konnte. Über sechs Stunden durch Soweto und abschließend noch zum rechten Zeitpunkt auf dem Hochhaus. Thabo ´s Erklärungen waren klasse, sehr informativ und auch über schwierige Themen konnte man reden. Sechs Stunden voller Informationen, mit einem Guide der uns auf Anhieb sympathisch war und weiß, wie man mit Touristen umgeht – einfach nur klasse. Wenn jemand sich nach dem Lesen berufen fühlt, dort Kontakt aufzunehmen, kann er das gerne bei Thokozani Tours machen. Zudem fühlten wir uns jederzeit in Soweto mit ihm sicher. Abschießend noch ein Fazit über Soweto. Nach dem Besuch hat sich mein gedankliches Bild davon um 180° gedreht. Vorher hielt ich Soweto für ein Getto, wo Raub, Mord und Totschlag, einem immer und überall begegnen. Das ist totaler Unsinn. Ein 150 m2 ha großes Wohngebiet, in welchem vorwiegend (nicht ausschließlich) über 3 Millionen Schwarze leben. Dabei gibt es, wie in jeder deutschen Stadt auch, gute Viertel und weniger gute.

 
                                  
 
 

Sicherlich sind in Soweto die schlechten Gegenden nicht mit den deutschen vergleichbar, aber man sollte sich absolut von dem Gedanken trennen, dass dort der Mob regiert. Viel Farbige die zu Geld gekommen sind, wollen dort gar nicht weg, da es sich dort gut leben lässt. Im Hotel holten wir unsere Koffer ab und nahmen den Shuttleservice zum Flughafen. Am Vortag hatten wir am KLM Schalter bereits unsere Sitzplätze gebucht (diesmal am Fenster) und begaben uns zum Abfertigungsschalter. Sämtliche Koffer am Johannesburg Flughafen werden in Folie eingeschweißt, damit nicht ganz so viel abhanden kommt, bzw. aufgebrochen wird. Danach hatten wir zwei Stunden Zeit und begaben uns durch die Sicherheitskontrollen (die wieder der Genauigkeit entsprachen, wie ich es kannte). Die Geschäfte in Duty Free Bereich durchstöberten wir auch noch mal, wo man zum dreifachen Preis alles bekommt, was man auf den afrikanischen Märken nicht mehr geschafft hat. Das Thema Rauchen ist dort allerdings eine Katastrophe. Das geht nämlich nur in einem Restaurant, in dem man auch etwas bestellen muss.

 

Air Zimbabwe- mal so zwischendurch...
 
  Ein letztes Foto aus den Boeing 747-400, morgens über Tunesien

40 Minuten vor Abflug begann das Boarden und pünktlich zu Mitternacht hoben wir mit der Boeing 747-400 ab. Das Flieger war bezüglich des Flight Entertainment Programms ebenfalls eine Katastrophe. Alle acht Reihen einen Monitor und allgemein machte der Flieger einen abgewohnten Eindruck auf uns. Da es ein Nachtflug war, nahm ich noch das Abendessen mit und schlief nach dem anstrengenden Tag ein. Erst irgendwo über dem südlichen Tunesien (nach sieben Stunden Schlaf in den Eco), wo es schon hell war, wurde ich wieder wach. Unter uns wieder Sand wo weit das Auge reicht. Von dort benötigten wir etwas über zwei Stunden über Korsika und Sardinien und den schneebedeckten französischen Alpen, bis wir um 11 Uhr in Amsterdam landeten. Bis wir aus der Maschine heraus waren, hatten wir nur noch 30 Minuten bis zu unserem Anschlussflug. Da der Flughafen in Amsterdam riesig ist, war Eile angesagt. Kaum am Gate des Anschlussfluges angekommen, die Durchsage, dass der Flug 30 Minuten Verspätung hat. Die saßen wir auch noch auf einer Backe ab und flogen um 13 Uhr wieder mit einer Focker 50 nach Düsseldorf. Unser Abholservice vom Hinflug funktionierte auch auf dem Rückweg, sodass wir wieder gegen 15 Uhr zu Hause waren.

 

               

                                                                                                               

 
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